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Dänemarks Mittelfeldregisseur Christian Erkisen brach bei der Europameisterschaft zusammen.

Foto: Reuters/HANNAH MCKAY

Wien – Der Österreichische Presserat rügt krone.at für die Veröffentlichung von Bildern des im Zuge der vergangenen Fußball-Europameisterschaft auf dem Spielfeld zusammengebrochenen Fußballers Christian Eriksen. Das verstieß gegen die Punkte 5 (Persönlichkeitsschutz) und 6 (Intimsphäre) des Ehrenkodex für die österreichische Presse, befand das Selbstkontrollorgan. Unerheblich sei, dass derartige Bildaufnahmen zuvor im Fernsehen gezeigt wurden.

In der ursprünglichen Artikelversion "Drama um Eriksen! EURO-Welt bleibt stehen" waren zwei unverpixelte Fotos beigefügt, auf denen Eriksen, der wiederbelebt werden musste und später einen Defibrillator eingesetzt bekam, zu sehen ist, wie er reglos am Boden liegt. Auch sein starrer Blick ist im Bild erkenntlich. In der aktualisierten Version des Artikels "Durchatmen! Eriksen ist wach und bei Bewusstsein" ist die auf den Rasen geeilte Freundin Eriksen zu sehen, wie sie weint.

Grenze ziehen

Mehrere Leserinnen und Leser kritisierten die Fotos des zusammengebrochenen Fußballers. Der Presserat leitete ein Verfahren ein und hielt zunächst fest, dass Berichte über Unfälle bei großen Sportereignissen für die Öffentlichkeit von Interesse seien. Jedoch müsse dort eine Grenze gezogen werden, wo die Darstellung als pietätlos oder unangemessen sensationell einzustufen ist – wie im vorliegenden Fall. Es wäre nach Auffassung des Senats 2 zumindest erforderlich gewesen, das Gesicht Eriksens unkenntlich zu machen. Auch das Bild, auf dem die weinende Freundin zu sehen ist, stufte der Senat als ethisch bedenklich ein. Die Abgebildete befinde sich in einer emotionalen Ausnahmesituation und müsse in einem derart traumatisierenden Moment nicht damit rechnen, dass Bilder dieser Situation ohne ihre Zustimmung von Medien verbreitet werden.

Bilder waren auch im TV zu sehen

Unerheblich sei laut Presserat, dass die Bilder zunächst im Fernsehen gezeigt wurden. Diese waren etwa im ORF, im ZDF oder der BBC zu sehen. Die Fernsehsender wurden für ihren Umgang mit dem Vorfall auch kritisiert. Der ORF rechtfertigte sich damals damit, dass das Signal von der UEFA übernommen werde und man keinen Einfluss auf die Bildregie habe. Jedoch wurde der Beginn des Vorfalls mehrmals in der Analyse wiederholt. Das erklärte der ORF damit, dass dies zur Klarstellung für das Publikum durchgeführt wurde, um zu zeigen, dass es sich um kein Foul gehandelt habe.

Positiv merkt der Presserat im Fall von krone.at an, dass die Fotos von Eriksen bei der aktualisierten Version des Artikels entfernt wurden. Aufgrund der Schwere des Eingriffs sei dennoch ein Verstoß gegen den Ehrenkodex gegeben. Die Medieninhaberin wird aufgefordert, freiwillig über den Verstoß zu berichten. Die "Kronen Zeitung" erkennt die Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats jedoch nicht an und nahm auch nicht am Verfahren teil. (APA, 12.11.2021)