Fast alle wollen nachhaltiges Banking, für grüne Produkte mehr bezahlen würden allerdings nur elf Prozent der befragten Bankkunden.

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Banking für ein besseres Morgen, das geht. Zumindest wenn man Tomorrow Glauben schenkt. Das Hamburger Start-up erhielt viel Aufmerksamkeit, als es mit seiner mobilen Banking-App 2018 an den Start gegangen ist – und von Investoren viel Geld. Die Gründer geizten nicht mit großen Versprechen: "Mit Kundeneinlagen fördert Tomorrow Ökolandbau, regenerative Energien und moderne Mobilität; bietet nachhaltige Spar- und Investment-Optionen –und eine Kreditkarte, die Bäume pflanzt", und, und, und. Vieles davon kam anders, noch nicht oder gar nicht. Eines haben die Macher erkannt: Nachhaltigkeit ist auch in der schnöden Welt des Geldes gefragt. Ob bei Großbanken oder bei Start-ups. Das grüne Schleifchen haben alle übergestreift – mindestens.

Und es wird viel Geld lockergemacht – das Volumen der weltweit in nachhaltigen Anlagen investierten Gelder belief sich im Sommer laut Morningstar auf satte 2,2 Billionen Dollar. Grün ist die Hoffnung. So wollen es aber auch viele Bankkunden, die man fragt. Wobei man aus der "Kundenbankstudie" der Unternehmensberatung Eurogroup Consulting (EGC) herauslesen kann, dass sie es durchaus ernst meinen mit der Nachhaltigkeit – und dazu noch Transparenz einfordern. Dass die Digitalangebote alle Stückeln spielen, halten sie ohnehin für eine Selbstverständlichkeit.

Mehr Grün

Wobei die heimischen Banken bei Letzterem ihre Hausaufgaben gemacht haben – wohl nicht zuletzt, weil die Pandemie Kunden wie Banken wenig Wahl gelassen hat. Fast alle der eintausend heimischen Bankkunden und -kundinnen stellten laut der repräsentativen Studie den Instituten ein sehr gutes bis gutes Zeugnis aus. Die weniger gute Nachricht, die Hermann Sgardelli, Principal bei Eurogroup Consulting, entnimmt: "Auch wenn die Kunden innovative digitale Angebote erwarten, hervorheben können sich Banken in diesem Bereich kaum." In einem anderen sehr wohl, sagt Sgardelli. Im Fokus der Studie stand "Green Banking". "Machen oder Marketing?", lautet der provokative Titel. Den Erkenntnissen entnimmt Sgardelli eindeutigen Handlungsbedarf für die heimischen Institute.

Denn die Befragten stellen an ihre Banken ziemlich hohe Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit. Mit einem grünen Fonds im Portfolio ist es demnach bei weitem nicht getan. 62 Prozent wünschen sich, dass sich ihre Hausbank stärker für das Thema engagiert. Bei Jungen (zwischen 16 und 24) sind es 74 Prozent. Wobei es durchaus konkrete Vorstellungen gibt, wie Institute das angehen sollten: etwa indem sie sich bei der Finanzierung in regionale Ökoprojekte engagieren oder neben entsprechenden Fonds, ETFs und Aktien ökologische Baufinanzierung und nachhaltige Sparpläne anbieten. Auch auf ihre Mitarbeiter mögen die Institute schauen und die eigene Organisation sozial und nachhaltig gestalten.

Bloß kein Greenwashing

So ohne weiteres würde allerdings nur eine Minderheit (elf Prozent) für nachhaltige Finanzprodukte mehr bezahlen. Wenn, dann müssten Bedingungen erfüllt sein: Transparenz, Glaubwürdigkeit oder überzeugende Beratung. Da kommt ein wichtiger Punkt ins Spiel: Greenwashing kommt gar nicht gut an. Zumindest in der Theorie erwägt fast jeder Zweite, die Hausbank zu wechseln, sollte er ihr da auf die Schliche kommen oder wenn sie sich nicht gewillt zeigt, sich nachhaltiger auszurichten. Ein gutes Image diesbezüglich hat keines der heimischen Institute. Streng sind die Befragten, was die Treibhausgasemissionen betrifft. Fast jeder Vierte fordert die CO2-Neutralität der Hausbank – und zwar rasch. (Regina Bruckner, 13.11.2021)