Gemälde aus der Ming-Dynastie.

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Vulkanausbrüche dürften in den letzten zweitausend Jahren entscheidend zum Zusammenbruch zahlreicher Herrscher-Dynastien des chinesischen Kaiserreichs beigetragen haben. Das geht aus einer Analyse eines internationalen Forschungsteams mit Beteiligung der Universität Bern hervor.

Große Vulkanausbrüche zählen zu den wichtigsten natürlichen Ursachen für abrupte und kurzfristige Klimaveränderungen. In Asien beispielsweise können sie kältere Sommer im Norden, einen schwächeren Monsun und somit weniger Regen im Süden hervorrufen. Die Kälte und Trockenheit schlagen sich negativ auf die Ernteerträge nieder.

156 Vulkanausbrüche

Die Forschenden um Chaochao Gao von der Zhejiang University (China) und Francis Ludlow vom Trinity College im irischen Dublin rekonstruierten nun anhand von Eisbohrkernen 156 Vulkanausbrüche, die sich zwischen dem Jahr 1 und 1915 ereignet hatten. Diese Informationen verknüpften sie mit historischen Dokumenten aus 68 chinesischen Dynastien.

Die im Fachmagazin "Communications Earth & Environment" veröffentlichte Analyse legt nahe, dass der großen Mehrheit der Dynastie-Kollapse (62 von 68) eine oder mehrere Vulkaneruptionen vorausgingen. "Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass es in China nach Vulkanausbrüchen deutlich wahrscheinlicher war, dass Dynastien zusammenbrachen. Diese Ursache hat System", sagte Mitautor Michael Sigl von der Universität Bern.

Zusammenspiel vieler Faktoren

Die Forschenden weisen allerdings darauf hin, dass der Zusammenbruch einer Dynastie komplex und ein Zusammenspiel vieler Faktoren ist. Das wird beispielsweise durch die Tatsache unterstrichen, dass den Ausbrüchen des Tambora im Jahr 1815, des Huaynaputina (1600) oder des Samalas (1257) kein unmittelbarer Sturz folgte. Neben Missernten gehören etwa auch schlechte Führung und Korruption in der Verwaltung zu den Faktoren, die eine Dynastie destabilisieren.

In ihrer Studie zeigten die Forschenden, dass kleinere, von Vulkanen ausgelöste Klimaschocks zum Zusammenbruch von Dynastien führen können, falls es bereits politische und sozioökonomische Spannungen gibt. Größere Schocks hingegen können auch bei zuvor geringem Druck zum Sturz führen.

Vulkanausbrüche auch in Zukunft folgenreich

Die Forschenden vermuten, dass die lediglich mäßigen Vulkanausbrüche der 1970er- bis 1990er-Jahre in Kombination mit von Menschen verursachten Schwefelemissionen zu Dürren in der Sahelzone beigetragen haben dürften. Die Katastrophen forderten der Universität Bern zufolge 250.000 Todesopfer und trieben zehn Millionen Menschen in die Flucht. In Verbindung mit der globalen Klimaerwärmung könnten größere Vulkanausbrüche wohl tiefgreifende Auswirkungen auf die Landwirtschaft "in einigen der bevölkerungsreichsten und gleichzeitig am stärksten marginalisierten Regionen der Erde haben", so die Autoren. (APA, 12.11.2021)