Der Wiener Weihnachtsbaum ist jedes Jahr aufs Neue Grund für Diskussionen.

Foto: Robert Newald

Von weißen Weihnachten ist Mitte November vor allem in Österreichs Städten noch keine Spur. Doch die Punsch-und-Lebkuchenzeit ist seit Freitag offiziell auch in der Hauptstadt eingeläutet worden. Da schaltete Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nicht nur die Weihnachtsbeleuchtung in den lokalen Einkaufsstraßen ein, auch die Christkindlmärkte öffneten ihre Pforten – zumindest für manche Besucherinnen und Besucher. Rund 150 Hütten stehen beispielsweise vor dem Rathaus. Wer dort etwas konsumieren will, muss geimpft oder genesen sein – das wird an den Eingängen kontrolliert. Für die dazugehörige Weihnachtswelt im Rathauspark braucht es jedoch keine Antikörper. Dort findet man auch heuer wieder den wohl beliebtesten Baum an der Ringstraße: Mit 200 Lampen geschmückt erstrahlt universitätsseitig in sattem Rot der "Wiener Herzerlbaum".

Ein anderer Baum, nämlich die 130 Jahre alte und 30 Meter hohe Fichte, hatte zuletzt für Aufsehen in Wien gesorgt, als sie aus dem Burgenland kommend das Wiener Regierungsviertel erreichte: Kaum stand der Grüne an seinem Platz, folgte dessen – meist garstige – Beurteilung. Ob der Baum ein "bewusster Affront" von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) gegen die Wiener Roten sei, fragte sich etwa Ex-ÖVP-Wien-Chef Manfred Juraczka auf Twitter.

Und aus den unterschiedlichen Bundesländern ereilen manch Wienerinnen und Wiener Bilder von den viel schöneren eigenen Weihnachtsriesen. Fast hämisch der Nachsatz: Es geht auch anders – die schönsten Bäume behalte man sich halt selbst. Und davon ist man von Osten nach Westen und Norden nach Süden gleichermaßen überzeugt: Am besten ist der auf dem eigenen Hauptplatz.

Alle Jahre wieder

Dass Witze über den Zustand des Weihnachtsbaums bei seiner Anlieferung gemacht werden, ist mittlerweile Usus. Jeder Baum wird, sobald er vor dem Rathaus aufgestellt wurde, aber einer Schönheitskur unterzogen – wofür auch gleich Äste aus dem Heimatwald mitgeliefert werden. Für diese Auffrischung ist der Stützpunktchef der Wiener Stadtgärten im ersten Bezirk und Rathauspark zuständig. Ob Dominik Heinrich eigentlich einen Liebling hatte? "Nein, mein Lieblingszeitpunkt ist, wenn er wieder gefällt wird." Denn Arbeit macht der Baum am Rathausplatz bis zum Schluss des Adventsmarktes: Es sei "ein ziemlicher Aufwand", aufzupassen, dass nichts passiere. Die angeschraubten Äste werden zusätzlich mit Drahtschlingen fixiert. "Wenn ein Ast trotzdem herausfällt, bleibt er so hängen, und es kann nichts passieren", sagt Heinrich. Dann müssen die Äste geborgen werden. Das passiere in den vier bis fünf Wochen, die der Baum dort steht, sicher ein- bis zweimal.

Die Bäume, die hingegen die Salzburger Altstadt in der Adventzeit schmücken, werden mittlerweile handverlesen ausgewählt. Seit in der Mozartstadt vor 20 Jahren ein Baumeklat den Weihnachtsfrieden störte: 2001 befand der damalige Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) die Fichte aus der Gemeinde Lessach, die vor dem Schloss Mirabell aufgestellt werden sollte, für zu "armselig" – und ließ einen neuen, stattlicheren Baum suchen.

Alkoholverbot und Absage

Der Salzburger Christkindlmarkt wird heuer zumindest bis Ende November ohne Punsch und Glühwein auskommen müssen. Denn Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat am Donnerstagabend ein Alkoholverbot für Märkte sowie Imbissstände verhängt. Überhaupt ist die Konsumation von Speisen und Getränken bei Märkten wie dem Christkindlmarkt untersagt. Von einer Absage des Weihnachtsmarktes auf dem Dom- und dem Residenzplatz, der sonst mehr als 1,3 Millionen Besucher in die Salzburger Altstadt lockt, wollte vorerst niemand sprechen.

Anders ist die Lage im niederösterreichischen St. Pölten: Da wurde der Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz heuer aufgrund der stark steigenden Corona-Zahlen ganz abgesagt. In Klagenfurt setzt der Christkindlmarkt wiederum auf einen Zaun rund um das Gelände auf dem Neuen Platz. Vier Ein- und Ausgänge werden eingerichtet, an denen der 2G-Nachweis kontrolliert wird.

Mit einem "prachtvollen Christbaum" inmitten des Hauptplatzes lockt übrigens Graz zum Markt. Fertig geschmückt ist dieser aber noch nicht. Mit 2G-Regel wird aber kommende Woche aufgesperrt. (Anna Giulia Fink, Oona Kroisleitner, Stefanie Ruep, 13.11.2021)