Die hohe Inflation sorgt für Unruhe unter Ökonomen und Notenbankern. In den USA ist die Teuerung im Oktober auf mehr als sechs Prozent im Jahresabstand geklettert, in der Eurozone stiegen die Preise um 4,2 Prozent. Das ist über dem Zielwert von zwei Prozent, dem sich die Europäische Zentralbank und die Fed in Washington verschrieben haben.

Dass damit die beiden Notenbanken in schweres Fahrwasser kommen, steht außer Streit. Denn je länger die Phase mit der hohen Teuerung andauert, desto schwerer wird es den Währungshütern fallen zu argumentieren, warum man nicht drastisch gegensteuert und Zinsen anhebt. Doch genau das hätte eben auch einen hohen Preis, weil höhere Zinsen das Wachstum dämpfen und den Jobmarkt treffen würden. Und derzeit gibt es noch gute Gründe dafür, cool zu bleiben.

Die Teuerung wird durch Probleme in Lieferketten getrieben, etwa bei Autos, wo Halbleiter fehlen. Verwerfungen nach der Pandemie spielen eine Rolle, was zu Preisanstiegen in Hotellerie und Gastronomie führte. Dazu kommen hohe Energiepreise. Aber einiges spricht dafür, dass hier bald Gegenkräfte zu wirken beginnen: Produzenten investieren derzeit kräftig in die Halbleiterherstellung. Die Gasförderung wird nach dem pandemiebedingten Rückgang ausgebaut. In Gastronomie und Hotellerie wird sich ein neuer Alltag einstellen. Noch hat es also für Zentralbanker Sinn, zuzuwarten. (András Szigetvari, 12.11.2021)