Florian Krammer – der sich an dem öffentlichen Statement beteiligt hat – ist Professor für Impfstoffkunde an der renommierten New Yorker Icahn School of Medicine at Mount Sinai.

Foto: Sebastian Krammer

Wien – Angesichts der dramatischen Infektionszahlen haben sich namhafte Wissenschafterinnen und Wissenschafter mit einem Appell an Politik und Bevölkerung zu Wort gemeldet. Das unter anderen von den Virologen Dorothee von Laer, Andreas Bergthaler und Florian Krammer gezeichnete Papier fordert "konsequente Maßnahmen zur Kontaktreduktion", die Erhöhung der Impfquote und verpflichtende PCR-Tests auch für Geimpfte. Von der Politik fordern die Expertinnen und Experten, Partikularinteressen hintanzustellen.

"Wir wollen möglichst viel von unserem alten Leben zurück! Und wir schaffen das, wenn wir uns gemeinsam anstrengen", heißt es in dem Freitagabend veröffentlichten "unabähängigen Statement der Wissenschaft" unter dem Titel "Zurück zur Normalität". Die vierte Infektionswelle sei wegen der niedrigen Impfrate von zahlreichen Expertinnen und Experten erwartet worden. Daher brauche es nun konsequente Maßnahmen zur Kontaktreduktion, um die fehlende Immunisierung auszugleichen.

Masken, PCR-Tests und Impfoffensive

Konkret schlagen die Experten eine FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen sowie PCR-Testpflicht in Lokalen auch für Geimpfte und Genesene vor: "Aus 2G muss ein 2G plus werden; dies muss konsequent umgesetzt und auch kontrolliert werden." In Schulen und am Arbeitsplatz sollten PCR-Tests flächendeckend Pflicht sein, heißt es in dem Schreiben weiter.

Die Experten verweisen darauf, dass sein Erkrankter aktuell bis zu 1,4 weitere Menschen anstecke. "Bei einem momentanen Reproduktionsfaktor von 1,2 bis 1,4 müssen wir Kontakte um 30 Prozent reduzieren", heißt es in dem Papier. "Dazu sind nur durchgreifende und unmittelbare Maßnahmen geeignet. Die bisher im Stufenplan vorgesehenen Maßnahmen haben kaum dämpfende Wirkung gezeigt."

Weiters fordern die Experten eine "Impfoffensive" – sowohl bei den noch Ungeimpften als auch zur Forcierung der Auffrischungsimpfungen. Diese werde zwar nur längerfristig wirksam, sei aber essenziell. Bedeutung, Wirksamkeit uns Sicherheit der Impfung müsse transparent, konsequent und wiederholt kommuniziert werden.

Das "unabhängige Statement der Wissenschaft" kann auch als Reaktion auf abschätzige Bemerkungen des Salzburger Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (ÖVP) verstanden werden. Er hatte am Mittwoch gesagt, "dass es Virologen am liebsten wäre, jeden Österreicher in ein Zimmer zu sperren". Wissenschafter und Ärzte kritisierten ihn daraufhin scharf und warfen ihm vor, von politischem Versagen abzulenken und Fake News zu verbreiten. Im Expertenpapier heißt es in Richtung Politik: "Die Kommunikation in der Öffentlichkeit muss konsequent, faktenbasiert, ehrlich und transparent sein. Das Ziel der Pandemiekontrolle im Wohle und im Interesse der gesamten Gesellschaft muss vor (politischen) Partikularinteressen stehen." (APA, 13.11.2021)