In 21 kosovarischen Ortschaften fanden am Sonntag Bürgermeisterstichwahlen statt.

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Pristina – Im Kosovo hat die reformorientierte linke Regierungspartei Vetëvendosje (Selbstbestimmung) von Ministerpräsident Albin Kurti bei den Kommunalwahlen bedeutend schlechter abgeschnitten als erhofft. Sie gewann nur vier von insgesamt 38 Bürgermeisterposten, wie die Zentrale Wahlkommission am Sonntagabend nach Auszählung von mehr als 80 Prozent der Stimmen mitteilte. Unter anderem gingen die Rathäuser der Hauptstadt Pristina und der zweitgrößten Stadt Prizren an die Opposition.

Mit Bürgermeisterstichwahlen in 21 Ortschaften gingen am Sonntag die Kommunalwahlen zu Ende. In der ersten Runde vor knapp einem Monat hatte die Opposition 17 Gemeinden erobert. In den zwei Runden schnitt am besten die Belgrad-treue Serbische Liste mit zehn Bürgermeisterposten in den mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten Landesteilen ab. In 21 Gemeinden siegten verschiedene andere Oppositionsparteien.

Kein Glück für Regierungspartei

Die Regierungspartei Vetëvendosje verlor die Bürgermeisterstichwahl in der Hauptstadt Pristina knapp. Nach der Auszählung von 92 Prozent der Stimmen in der Hauptstadt führte der Kandidat der Demokratischen Liga (PDK) Përparim Rama mit 50,81 Prozent der Stimmen vor dem Vetëvendosje-Kandidaten Arben Vitia mit 49,91 Prozent der Stimmen, wie aus den Angaben der staatlichen Wahlkommission hervorgeht.

Dabei war Vitia nach der ersten Stimmabgabe Mitte Oktober mit 42 Prozent der Stimmen noch klar vor Rama mit 29 Prozent in Führung gelegen. Auch in Prizren schien Vetëvendosje laut Amtsangaben kein Glück zu haben. Dort wurde der Vetëvendosje-Kandidat Mytaher Haskuka vom Kandidaten der Demokratischen Partei Shaqir Totaj mit 50,32 Prozent der Stimmen ebenfalls knapp besiegt.

Vetëvendosje dominiert Regierungskoalition

Beobachter führen die Niederlage von Vetëvendosje in Pristina darauf zurück, dass deren Bürgermeisterkandidat Vitia erst kurz vor der Wahl inmitten der Corona-Krise sein Amt als Gesundheitsminister niedergelegt hatte – auf Drängen seiner Partei, um seine Kandidatur für das kommunale Amt zu ermöglichen. Als Corona-Krisenmanager habe Vitia einen guten Ruf gehabt. Zudem habe die relativ neue Partei Vetëvendosje keine eingefleischten Stammwähler, anders als die Oppositionsparteien.

Im Kosovo amtiert seit März dieses Jahres eine von Vetëvendosje dominierte Koalition. Der charismatische Regierungschef Kurti war mit dem Versprechen angetreten, die endemische Korruption und Misswirtschaft zu beenden.

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Balkanland gehörte früher zu Jugoslawien und dann zu Serbien. 2008 erklärte es sich für unabhängig. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt ihre Rückgabe. (APA, 15.11.2021)