Nein, das ist kein Foto aus dem neuen "Dune"-Film, sondern eine reale Testanlage von Spinlaunch.

Foto: Spinlaunch

Immer mehr Firmen wollen das All erschließen und schießen für ihre Projekte Satelliten in die Umlaufbahn. Doch der Transport in diese hohen Sphären ist ein teures Unterfangen. Zum Einsatz kommen Stufenraketen, deren "Booster" genannte Hilfsraketen einigen Treibstoff verbrauchen und daher für viel Zusatzgewicht sorgen, um den notwendigen zusätzlichen Schub für den ersten Streckenteil zu liefern. Zudem sind sie, wenn überhaupt, nur begrenzt wiederverwendbar.

Geht es nach dem US-Start-up Spinlaunch, dann sollen diese Zusatzraketen künftig ersetzt und Weltraumstarts deutlich günstiger werden. Und zwar dank riesigen Zentrifugen, berichtet CNBC.

Namhafte Investoren an Bord

Die Idee ist, in den Anlagen in einer Vakuumkammer ausreichend kinetische Energie aufzubauen, um eine Trägerrakete samt ihrer Fracht in die Umlaufbahn zu schießen. Mit diesem Konzept ließ man bereits bei der Gründung im Jahr 2014 aufhorchen und erntete damit auch allerlei Skepsis.

Seitdem konnte man aber mehrere namhafte Investoren gewinnen, darunter Googles Investitionsfirma GV, Kleiner Perkins und Airbus Ventures, die bislang 110 Millionen Dollar bereitgestellt haben. Dazu kommt außerdem eine Entwicklungsvereinbarung mit dem US-Militär und eine unbekannte Zahl an Interessenten aus dem zivilen Bereich. Vor kurzem hat man mit einem Prototypen der Anlage am Gelände des Spaceport America in New Mexico einen erfolgreichen Probelauf absolviert.

Rotationsgeschoss

Der Plan: Im Inneren der im Winkel von 35 Grad zum Boden errichteten Zentrifuge sind die Trägerrakete und ein Gegengewicht an den Enden zweier gegenüberliegenden Arme angebracht und werden in Rotation versetzt. Das Vakuum dient dazu. Beschädigungen durch den Reibungswiderstand der Luft zu vermeiden, da in Zukunft eine Rotationsgeschwindigkeit von 8.000 km/h erreicht werden soll.

Danach werden Rakete und Gegengewicht in weniger als einer Millisekunde ausgeklinkt und die Erstere durch die Kammerabdichtung in die Mesosphäre auf etwa 60 Kilometer Höhe geschossen, in der üblicherweise auch die Booster abgetrennt werden. Hier schaltet sich dann das Triebwerk der Trägerrakete zu und übernimmt die restliche Distanz bis ans Ziel. Bis zu 200 Kilogramm an Fracht sollen transportiert werden können. Gedacht ist das Verfahren primär für den Transport von Satelliten und anderer Fracht und freilich nicht für Passagierflüge.

Scott Manley

Soweit ist es nach Plan für die in Kalifornien ansässige Firma allerdings erst 2024. Der aktuelle Prototyp der Zentrifuge ist gut 50 Meter hoch, die finale Ausführung soll sich gar 100 Meter emporstrecken. Zur Validierung des aerodynamischen Modells wurde der erste Teststart mit 20 Prozent der maximal erzielbaren kinetischen Energie durchgeführt.

Laut Berechnungen des Raketentechnik-Enthusiasten Scott Manley wurde beim Test der Zentrifuge eine Umdrehungszahl von etwa 180 Umdrehungen pro Minute erreicht und die Probefracht mit Schallgeschwindigkeit heraus katapultiert. Sie dürfte, wie geplant, eine Höhe von etwa drei Kilometern erreicht haben. Ausgehend von diesem Versuch will Spinlaunch seine Technologie nun weiter erproben und skalieren. 30 weitere Tests stehen für die nächsten sechs bis acht Monate an. (gpi, 15.11.2021)