Das neu zugelassene Corona-Medikament wird intravenös, über Infusion oder Injektion, verabreicht.

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Das Corona-Medikament Ronapreve der Pharmaunternehmen Roche und Regeneron Pharmaceuticals hat von der EU-Kommission die Zulassung erhalten. Das Mittel kann damit in der EU für die Behandlung von nichthospitalisierten Covid-19-Patienten sowie zur Prophylaxe der Krankheit eingesetzt werden, wie Roche am Freitag mitteilte.

Es handelt sich bei dem Medikament um eine Kombination aus zwei unterschiedlichen neutralisierenden Antikörpern, die an zwei verschiedenen Stellen an das Spike-Protein von Sars-CoV-2 andocken. Die Bindung der Antikörper an das Spike-Protein soll das Eindringen des Virus in die Körperzellen verhindern.

Laut Studien, die auch für die Zulassung herangezogen wurden, reduziert die Antikörpertherapie das Risiko von Hospitalisierung und Todesfällen um 70 bis 80 Prozent. Darüber hinaus hat sich in Tests gezeigt, dass eine vorbeugende Verabreichung auch das Ansteckungsrisiko jener Personen reduziert hat, die in engem Kontakt mit Corona-Kranken waren.

Die EU-Verkaufsgenehmigung für Ronapreve (Casirivimab und Imdevimab) umfasst laut der Mitteilung die Behandlung von Covid-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren und mit mindestens 40 Kilogramm Körpergewicht, die noch nicht so schwer erkrankt sind, dass sie zusätzlichen Sauerstoff benötigen, bei denen aber die Gefahr der Verschlechterung der Krankheit besteht. Der Entscheid erfolgt nur einen Tag nach einer positiven Empfehlung durch den EU-Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) für den Medikamentencocktail.

Roche begrüßt in der Mitteilung die rasche Zulassung in der EU. Auch wenn die Impfungen weltweit anstiegen, so trete Europa derzeit in eine vierte Welle von steigenden Corona-Fällen ein, erinnert der Konzern. Es brauche deshalb weiterhin Behandlungsoptionen für das gesamte Spektrum an Schweregraden der Krankheit.

Medikament bereits im Einsatz

Außerhalb der Europäischen Union ist Ronapreve für die Verwendung bei verschiedenen Patientengruppen in Japan und unter Auflagen im Vereinigten Königreich zugelassen. In zahlreichen Ländern wie den USA, Indien und Kanada darf Ronapreve per Notfallzulassung eingesetzt werden. So wurde etwa der ehemalige US-Präsident Donald Trump im Zuge seiner Corona-Infektion im Oktober 2020 mit dem Antikörpercocktail behandelt – damals noch eine gänzlich experimentelle Verabreichung.

Innerhalb der EU hat Deutschland das Medikament bereits im Frühjahr 2021 geordert und für die Behandlung besonderer Risikogruppen bestimmt. Insgesamt sei Ronapreve in 50 Ländern erhältlich, so der Konzern. Auch die EU hat offensichtlich 55.000 Dosen davon bestellt. Die Europäische Impfkommissarin Stella Kyriakides sieht die Zulassung in einem Statement äußerst positiv: "Mit steigenden Infektionszahlen in beinahe allen Mitgliedsstaaten der EU ist es beruhigend, dass so viele vielversprechende Behandlungen in Entwicklung sind. Die Zulassung von Ronapreve ist ein wichtiger Schritt in Richtung des Ziels, bis zu fünf neue Medikamente gegen Corona bis zum Jahresende in der EU zuzulassen."

Aber, so Kyriakides weiter: "Die Impfung bleibt der Schlüssel und die einzige vorbeugende Maßnahme im Kampf gegen Covid-19. Denn sie schützt gegen Infektion, Hospitalisierung, den Verlust des Lebens und gegen Langzeitfolgen der Krankheit."

Breiter Einsatz fraglich

Dass das Medikament zum breiten Einsatz in der Vorsorge kommt, ist eher unwahrscheinlich. Es wird nämlich intravenös verabreicht, über Injektion oder Infusion, es ist also aufwendig in der Anwendung und kann nur in einem medizinischen Setting gegeben werden. Wie auch andere Medikamente ist die Gabe nur in einer frühen Phase der Erkrankung sinnvoll.

Darüber hinaus ist das Medikament teuer. Ein genauer Preis ist nicht bekannt, kolportiert werden jedoch rund 2.000 Euro pro Dosis. (APA, kru, 15. November 2021)