Eingebrockt wurde die Corona-Suppe von der Regierung mit ihrem Zickzack-Kurs, kritisieren die Hoteliers. Nun brauche man rasch wirksame Medizin.

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Wien – Ein Auffangnetz für Hotel- und Gastronomie und von der FPÖ eine Kursumkehr – das fordern Österreichs Hoteliers in Reaktion auf den Teillockdown (für Ungeimpfte). "Die Rechnung dafür zahlen aufs Neue die Tourismusregionen mit Stornos, Stornos, Stornos", echauffierte sich der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Markus Gratzer. Die Stimmung sei am Kippen, jede Maßnahme komme zu spät, niemand wisse, was am nächsten Tag komme. "Wir haben Alarmstufe Rot!"

In die Pflicht nimmt die freiwillige Interessenvertretung der Beherbergungsbetriebe auch die FPÖ. Diese verstärke "mit ihrer billigen Agitation" den Schaden, untergrabe die Impfmoral aus politischem Kalkül. Auch eine Oppositionspartei müsse an der Bewältigung der Krise mitwirken, statt "am zweiten Totalschaden der Wintersaison" zu arbeiten.

Hotels offen, es kommen Stornos

Nun brauche es hurtig einen Rettungsschirm. "Es hilft niemandem, wenn Hotels offen- und Gäste ausbleiben. Die Stornos rasseln nur so herein", schildert ÖHV-Mann Gratzer die Dynamik. Den Gästen fehle das Vertrauen in das Krisenmanagement der Regierung. Den Rest erledigten Reisewarnungen.

Was die Werkzeuge für die Krisenbekämpfung betrifft, ist insbesondere die Politik gefragt, denn Bürgschaften und Haftungen für Überbrückungskredite wie Fixkostenzuschuss, Ausfallbonus, Verlust- oder Umsatzersatz laufen mit Jahresende aus. Die Verhandlungen mit den Banken seien aber jetzt zu führen, nicht erst im nächsten Jahr. "Es braucht ein Hilfspaket", das nicht am Bedarf vorbei konzipiert wird.

Obligo von 9000 Betrieben

Luft nach oben gibt es laut der mit der Abwicklung von geförderten Krediten und Bürgschaften betrauten Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB). Der Rahmen für Coronahilfen von insgesamt 15 Milliarden Euro, zu denen auch Überbrückungshaftungen gehören, sei bei weitem nicht ausgeschöpft, sagte OeKB-Vorstand Helmut Bernkopf im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Aktuell habe die Tourismusbank ÖHT rund 9000 Hotel- und Gastronomiebetriebe mit einem Obligo von rund 1,1 Milliarden Euro in den Büchern, sagte Bernkopf, der zugleich dem Aufsichtsrat der ÖHT vorsitzt. Die OeKB hält 68,75 Prozent an der ÖHT.

Damit ist klar, warum die auf Exportgarantien spezialisierte OeKB im Tourismus indirekt im Spiel ist. Ausländernächtigungen in Österreich sind auch Exporte. Den Hotels wird dabei über die Hotel- und Tourismusbank ÖHT Liquidität in Form von Überbrückungskrediten zugeführt, der Staat haftet. Das habe erhebliche Investitionen ausgelöst. Mit der zweiten verpatzten Wintersaison dürfte es allerdings für einige Betriebe eng werden. Zehn bis 15 Prozent, schätzt Bernkopf, dürften es mittelfristig wohl nicht schaffen. (Luise Ungerboeck, 16.11.2021)