Der denkmalgeschützte Große Schwurgerichtssaal ist Schauplatz eines Großverfahren um möglicherweise zu Unrecht erhaltene staatliche Fördermillionen.

Foto: Robert Newald

Wien – Der altehrwürdige Große Schwurgerichtssaal im Wiener Landesgericht für Strafsachen ist an diesem Dienstag gut gefüllt – was weniger am Zuschauerinteresse liegt als an der Tatsache, dass sich zwölf Angeklagte vor einem Schöffengericht unter Vorsitz von Claudia Moravec-Loidolt verantworten müssen. Es geht um das "Multiversum", einen Hallenkomplex in Schwechat. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wirft den elf Männern und einer Frau vor, staatliche Fördermittel für das Projekt betrügerisch erlangt zu haben.

Die Förderansuchen für das städtische Projekt bezogen sich insgesamt auf 7,8 Millionen Euro. 2,9 Millionen wurden tatsächlich ausbezahlt – "ohne Vorliegen der Fördervoraussetzungen", wie die Staatsanwältin insistierte. Den Angeklagten wird Untreue und schwerer Betrug angekreidet.

Weltmeister unter den Beschuldigten

"Kommen wir jetzt zum ganz sportlichen Teil", nimmt die Vorsitzende auf den prominentesten Angeklagten, den früheren Tischtennisweltmeister Werner Schlager, Bezug, als sie dessen Verteidiger Robert Auer zum Eröffnungsplädoyer bittet. Der Rechtsvertreter erklärt, dass sich Schlager wie auch die anderen Angeklagten – darunter der ehemalige Schwechater Bürgermeister und Nationalratsabgeordnete Hannes Fazekas (SPÖ) und Mitarbeiter der Gemeinde und des für die Förderung zuständige Sportministeriums unter Norbert Darabos (SPÖ) – nicht schuldig bekennt.

"Er war 2007 die Nummer zwölf oder 13 der Weltrangliste und 180 Tage im Jahr unterwegs", weist Auer die Verantwortung seines Mandanten, der mit der insolventen Werner Schlager Academy in einer der beiden Hallen eingemietet war, zurück. Der Sportler habe keinerlei betrügerische Absichten gehabt, als er davon ausging, dass bis zu 70 Prozent Auslastung des Veranstaltungszentrums möglich wäre. Immerhin sei es Schlager gelungen, im Jahr 2012 die Junioren-WM und die Jugend-EM im Tischtennis nach Niederösterreich zu holen.

Vorerst sind sechs Verhandlungstage ausgeschrieben, im neuen Jahr sollen mindestens zehn weitere dazukommen. (Michael Möseneder, 17.11.2021)