Joe Exotic ist der "Tiger King" der gleichnamigen Netflix-Serie. Der exzentrische Waffennarr sitzt derzeit hinter Gittern.

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Jetzt hat er das, was er immer haben wollte: Joe Exotic ist berühmt, wahrscheinlich sogar weltberühmt, und dennoch unglücklich. Denn der Tiger King sitzt nicht auf seinem Thron, sondern in einem Käfig aus Beton und Stahl. Entthront wurde der Exzentriker mit dem Vokuhila 2019. Seitdem verbüßt er in Fort Worth in Texas eine Freiheitsstrafe von 22 Jahren wegen des Auftrags zum Mord an seiner Rivalin, der Tierschützerin Carole Baskin, sowie wegen Verstößen gegen Tierschutzgesetze.

Joe Exotic.
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Joe Exotic, der als Joseph Schreibvogel geboren wurde und mit bürgerlichem Namen derzeit Joseph Allen Maldonado-Passage heißt, soll in seinem Privatzoo in Oklahoma mindestens fünf Tiger erschossen haben. Im Alter von vier bis sechs Wochen könne man mit einem Tigerbaby rund 100.000 Dollar verdienen, sagte der Waffennarr in der ersten Staffel der Netflix-Doku Tiger King – streicheln, spielen, Fotos machen. Das alles bringt Geld. Ist der Tiger größer, wird er zur Last.

Joe Exotic sieht sich jedenfalls als Opfer einer Verschwörung. Das Geschäft mit Raubtieren ist lukrativ. In den USA sollen bis zu 10.000 Tiger in Gefangenschaft leben, der Handel mit ihnen floriert.

Klagen über Klagen

Seinen Zoo hatte Joe Exotic bereits vor seiner Verurteilung verloren. Die jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der Tierschützerin Baskin hatten ihn ein Vermögen gekostet. Da halfen auch Merchandisingartikel wie eine Tiger King-Unterwäsche und zahlreiche Lieder nichts, die er singen ließ. Exotic und Baskin führten seit dem Jahr 2006 einen Kleinkrieg. Er drohte ihr vor laufender Kamera mehrmals, sie umzubringen.

Was im März 2020 als bizarre Dokumentation über Privatzoos begann, entpuppte sich als blutige Fehde rivalisierender Großkatzenbesitzer und Tierschützer. Mit einem Riesenerfolg. Allein in den ersten vier Wochen nach Erscheinen wurde Tiger King in über 60 Millionen Haushalten gestreamt.

Staffel zwei, fast alle sind dabei

Die zweite Staffel – seit heute, Mittwoch, auf Netflix zu sehen – setzt dort an, wo die erste aufgehört hat. Joe Exotic hat noch immer seinen Vokuhila und versucht vom Gefängnis aus, seine Unschuld zu beweisen. Dass er einen Killer angeheuert habe, sei ein Komplott seiner Feinde. Davon hat er wahrlich genug, und dass er nicht der Einzige ist, der Dreck am Stecken hat, scheint klar.

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Da gibt es etwa noch seinen Ex-Geschäftspartner und späteren Erzfeind Jeff Lowe. Und während Exotic nach Staffel eins zur Kultfigur wurde, kam Baskin weniger gut weg. Ihr wird nach wie vor vorgeworfen, hinter dem Verschwinden ihres Ex-Mannes zu stehen.

Ein Rundgang durch das "Tiger King"-Universum

Cat Lady: Carole Baskin

Da sie mit ihrer Darstellung als crazy Catlady in der ersten Staffel nicht einverstanden war, verklagte Carole Baskin Netflix. Sie wollte, dass sämtliches Bildmaterial von ihr aus der zweiten Staffel eliminiert wird. Die Tierrechtsaktivistin führt in Florida mit dem Big Cat Rescue ein Non-Profit-Tierheim für Großkatzen, wurde aber nicht nur einmal der Geschäftemacherei bezichtigt.

Carole Baskin.
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Joe Exotic wirft ihr vor, ihren früheren Mann, den Millionär Don Lewis, umgebracht und an ihre Raubkatzen verfüttert zu haben. Plastisch zu sehen in Exotics Video zum Lied Here Kitty Kitty. Lewis verschwand 1997, kurz nachdem er sich von Baskin scheiden lassen wollte.

JoeExoticTV

Geschäftemacher: Jeff Lowe

Um an Frauen zu kommen, tourte er mit Tiger- und Ligerbabys, Kreuzungen aus Tiger und Löwen, durchs Land: der Playboy und Swinger Jeff Lowe. Zuerst stieg er als Partner bei Joe Exotics Privatzoo ein, um den Greater Wynnewood Exotic Animal Park später komplett zu übernehmen. Lowe kollaborierte mit den Behörden, um Joe Exotic hinter Gitter zu bringen. Wie tief er selbst im Katzendreck steckt, ist nicht klar.

Jeff Lowe.
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Sein Geld machte Lowe etwa mit einem "Jungle Bus" in Las Vegas, wo er vor Stripclubs zum Raubtierestreicheln lud. Der Zoo ist Geschichte, und Lowe musste einen Großteil seiner Löwen und Tiger wegen Tierquälerei abgeben.

Tierquäler: Tim Stark

Bevor Tim Stark ins Visier der Tierschützer und Behörden geriet, betrieb er mit Wildlife in Need einen Privatzoo in Charlestown, Indiana. Stark machte Geschäfte mit Joe Exotic und wollte mit Jeff Lowe einen neuen Zoo aus dem Boden stampfen. Das Projekt scheiterte am Geld, und Stark verlor seinen Zoo nach einem Rechtsstreit mit der Tierschutzorganisation Peta. Er musste hunderttausende Dollar Bußgeld zahlen.

Tim Stark.
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Stark soll die Krallen von Großkatzenbabys amputiert haben, um die Tiere länger als Fotorequisiten verwenden zu können. In der zweiten Staffel taucht Stark wieder auf. Er dürfte jetzt eine prominentere Rolle spielen.

Sektenführer: Doc Antle

Mahamayavi Bhagavan Antle, kurz Doc Antle, gehört zu den schillerndsten Figuren der ersten Staffel. Antle betreibt in South Carolina den Myrtle-Beach-Safari-Privatzoo, wo er seit Anfang der 1990er-Jahre hunderte Großkatzen züchtet, aber auch Affen und Elefanten sein Eigen nennt. Als Tiertrainer war er laut eigenen Angaben an 500 Filmen beteiligt.

Doc Antle.
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Ex-Mitarbeiterinnen zufolge sei Antle eine Art Sektenführer, der an der Spitze eines Harems mit mehreren Frauen stehe. Joe Exotic wirft Antle vor, Tiger in einer Gaskammer getötet zu haben. Antle selbst wurde 2020 wegen Wildtierhandels und Tierquälerei angeklagt.

Mysteriöse Rolle: Allen Glover

Er soll von Joe Exotic angeheuert worden sein, um Carole Baskin zu ermorden: Allen Glover spielt eine Schlüsselrolle im Tiger King -Universum. Glover tauchte in der ersten Staffel erst später auf, in der zweiten dürfte er größer in Erscheinung treten. Unter Jeff Lowe avancierte Glover zum Manager jenes Privatzoos, den Joe Exotic aufgebaut und bereits heruntergewirtschaftet hatte.

Allen Glover.
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Der "Tiger King" soll Glover eine Anzahlung von 3000 Dollar gegeben haben, damit er den Mord ausführt. Der vermeintliche Auftragsmörder mit der kriminellen Vergangenheit hat zuerst gesungen, später widerrief er seine Aussage. Zweifel und Fragezeichen bleiben.

Dubiose Figur: James Garretson

Er hat überall seine Finger im Spiel, macht sie sich dabei aber selbst nicht schmutzig: James Garretson, Ex-Betreiber von Stripclubs und Liebhaber von Wildtieren, lieferte Joe Exotic aus. Nicht ganz freiwillig, denn Garretson geriet selbst in den Fokus der Behörden. Und so zeichnete er Gespräche mit Joe Exotic auf und stellt ihn einem FBI-Agenten vor, der sich als Auftragsmörder ausgab.

James Garretson.
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Garretson wollte außerdem gemeinsam mit Jeff Lowe und Tim Stark einen Privatzoo aufbauen. Das Trio infernal scheiterte. Garretson fühlte sich in der ersten Staffel falsch dargestellt, er will weiter auspacken. Derzeit lebt er in Florida und betreibt eine Jetskifirma. (Oliver Mark, 16.11.2021)