Reden ist meistens besser als nicht reden, bilaterale Gespräche auf höchster Ebene helfen immer mehr, als sie schaden. Das gilt auch für das angeschlagene Verhältnis der beiden Supermächte USA und China. Das Online-Gipfeltreffen zwischen Joe Biden und Xi Jinping aber kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die USA und China längst in einem Jahrhundertkonflikt befinden.

Der Online-Gipfel zwischen Joe Biden und Xi Jinping konnte nicht über ihr angespanntes Verhältnis hinwegtäuschen.
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Peking hat internationales Recht gebrochen, als es die Autonomie Hongkongs im vergangenen Jahr beendete und Demokratie-Befürworteter inhaftierte. In Xinjiang hat die Kommunistische Partei eine digitale Tyrannei aus Überwachung und Internierungslagern geschaffen, die für Millionen Uigurinnen und Uiguren zum Albtraum geworden ist. Unterdessen baut Peking seinen wirtschaftlichen Einfluss in Zentralasien aus.

All das steht im Widerspruch zu den wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen sowie den Werten der USA. Nirgendwo aber droht der kalte Krieg zwischen den USA und China so sehr zu einem heißen zu werden wie in der Taiwan-Frage. Xis erklärtes Ziel ist die "Wiedervereinigung mit dem Festland". Die USA unterstützen die Unabhängigkeit der kleinen Demokratie mit Waffen, Soldaten und Schutzgarantien.

All dies macht das Verhältnis zwischen den beiden Supermächten so angespannt wie seit 1979 nicht mehr. Und ein Online-Gipfel, bei dem man sich über die Wichtigkeit des Klimaschutzes einig ist, löst letztlich gar nichts. (Philipp Mattheis, 16.11.2021)