Messi schießt, trifft aber nicht.

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San Juan/Belo Horizonte – Die erleichternde Botschaft löste spürbar ein Erdbeben in Argentiniens Kabine aus. Als Lionel Messi und Co. frisch geduscht von der Niederlage Chiles und dem damit verbundenen vorzeitig gelösten WM-Ticket erfuhren, tanzten alle wild herum und sangen lauthals: "Wer nicht springt, fährt nicht nach Katar." Das 0:0 kurz zuvor im Clasico gegen Brasilien hatte plötzlich Sieggeschmack.

Noch auf dem Platz hatte der Superstar von Paris St. Germain nach dem Schlusspfiff gebangt geäußert: "Wir sind so nah dran." Dass es nicht den da schon erlösenden Sieg gegen den Erzrivalen zu feiern gab, den man im Juli noch am Zuckerhut im Copa-America-Finale 1:0 bezwungen hatte, lag auch an seinem uninspiriert wirkenden Auftritt.

"Ich bin seit Längerem außer Gefecht, und dann ist es nicht leicht in einem Duell mit solch' einem Rhythmus", rechtfertigte sich der 34-Jährige, der gegen den Willen seines Klubs nach Verletzungspause ohne Spielpraxis angereist war.

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Vom Rücktritt zum Leitwolf

Und weil auch sein PSG-Kumpan Neymar mit Muskelproblemen der Selecao fehlte, mangelte es der Partie in Argentiniens Provinz San Juan an Fußballkunst, überwogen Kampf, Rennerei und das eine oder andere wilde Foul. Oder wie es Messi formulierte: Reibereien.

Messi kann nun für seine fünfte Endrunde und den vom Volk von ihm ersehnten Weltmeister-Titel planen, um damit gar Argentiniens vor einem Jahr verstorbenen Idol Diego Maradona, der beim WM-Triumph 1986 brillierte, aber nie eine Südamerika-Meisterschaft gewann, übertreffen.

Vor drei Jahren in Russland wollte "La Pulga" (der Floh) noch nach einer verkorksten WM mit Querelen zwischen Team und dem damaligen Trainer Jorge Sampaoli entnervt die Brocken hinwerfen. Doch dann übernahm Nobody Lionel Scaloni, fand für ausgediente Altstars wie Javier Mascherano urplötzlich Ersatz und schuf eine neue Einheit mit Messi endlich als Leitwolf.

Stolz

"Ein Traum: die WM und weiter unbesiegt", sagte der 43 Jahre alte Coach auf der Presskonferenz freudestrahlend und ergänzte: "Ich bin stolz auf dieses Team."

Die neuformierte Seleccion wird am Rio de la Plata bereits liebevoll "La Scaloneta" genannt. Weil sie seit nun 27 Spielen ohne Niederlage ist und mit dem Copa-Triumph 28 titellose Jahre beendete.

Arturo Vidal.
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Nach Chiles 0:2 (0:1) gegen Ecuador zum Abschluss der 14. Eliminatorias-Runde, bei dem Arturo Vidal schon in der Anfangsphase aufgrund eines brutalen Fouls Rot sah, können an den verbleibenden vier Spieltagen zwar noch der Tabellenvierte Kolumbien und das dahinter liegende Peru (beide 17 Punkte) zu Argentinien (29) aufschließen. Aber die beiden werden sich schon am nächsten Spieltag Ende Januar im direkten Duell Punkte nehmen.

Und so ist im Kampf um die vier Direkttickets zur Wüsten-WM und den Umweg als Tabellenfünfter über die Play-offs hinter dem Tabellendritten Ecuador (23) von Kolumbien bis zum Vorletzten Paraguay (13), die sich am Dienstag 0:0 trennten, viel Spannung angesagt. (sid, 17.11.2021)