Hamilton hatte in Brasilien besser lachen als Verstappen. Jetzt geht es nach Katar.

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Doha – Tricks, Sticheleien und Psychospielchen – das packende WM-Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton wird auf der Zielgeraden der Formel-1-Saison immer mehr zur Nervenschlacht. Vor dem Großen Preis von Katar (15.00 Uhr MEZ / Servus TV, Sky) lässt Mercedes jetzt noch einmal einen Zweikampf der Kontrahenten beim Thriller in Brasilien überprüfen. Bekommt Verstappen im Endspurt eine nachträgliche Strafe aufgebrummt?

Die Nebengeräusche werden nun immer lauter. Verstappens Vorsprung beträgt nur noch 14 Punkte, das Rennen ist so eng wie seit Jahren nicht, für beide Seiten geht es um alles – da werden alle Register gezogen. Der jeweilige Rivale soll mürbe gemacht, verunsichert werden, vielleicht zieht er beim nächsten mal ja zurück? Geht bei der Einstellung des Autos nicht ans Limit? Das kann im Kampf um den Thron den Unterschied ausmachen.

Wolff fordert Zeitstrafe

"Der Max fährt mit dem Messer zwischen den Zähnen – und das kann er auch richtig gut. Aber wenn du es so machst, dann musst du mit einer Fünf-Sekunden-Strafe rechnen", hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Sky über den Vorfall in der 48. Runde in Brasilien gesagt: "Das aber als normalen Rennzwischenfall abzutun und unter den Teppich zu kehren ist eigentlich peinlich."

Nun wird das Manöver – Verstappen bremste auf der Innenbahn später, wurde dadurch aus der Kurve getragen und drängte auch Hamilton in die Auslaufzone – erneut geprüft, weil "neue Beweise" aufgetaucht seien, die "den Stewards zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung nicht vorlagen", hieß es. Die Rennleitung hatte das Duell als nicht strafwürdig eingestuft und auf eine Untersuchung verzichtet.

Nächster Giftpfeil

Mercedes war schon in Brasilien richtig grantig auf Red Bull, weil wohl der Rennstall dafür gesorgt hatte, dass der Automobil-Weltverbandes FIA auf Hamiltons Heckflügel aufmerksam wurde. Der Brite erhielt eine Strafe, gewann dank eines neuen Motors – und trotz einer weiteren Strafe – dennoch souverän das Rennen. "Mal sehen, ob noch mehr lustige Dinge passieren. Ein Protest etwa", unkte Wolff danach.

Und offenbar arbeitet Red Bull im Hintergrund tatsächlich an dem nächsten Giftpfeil. Motorsportberater Helmut Marko stichelte ja schon, dass Mercedes ausgerechnet im Endspurt mit dem neuen Antrieb "ein Meisterwerk gelungen" sei, "so eine Rakete in dieser Phase herbeizuzaubern".

Zudem interessieren sie sich bei Red Bull offenbar für eine technische Raffinesse bei Mercedes, mit dem Hamilton angeblich den Luftwiderstand seines Autos verringern und so die Höchstgeschwindigkeit verbessern kann. "Einen Protest wird es aber erst dann geben, wenn wir Beweise haben, dass an Hamiltons Auto etwas nicht regelkonform ist", sagte Marko bei F1-Insider.com. Um die WM wird mit allen Mitteln gekämpft – auf und abseits der Strecke. (sid, 17.11.2021)