Der Neobürgermeister hatte auf mehreren Konten Nacktfotos einer Frau auf Reddit verbreitet.

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Im vergangenen Jahr gelang Andrew B. der bisher größte Erfolg seiner politischen Karriere. Der heute 32-Jährige schaffte es im Dezember, bei der Bürgermeisterwahl in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Maryland die Amtsinhaberin zu schlagen. Mit seiner Kampagne, in der er versprach, für mehr Transparenz bei öffentlichen Stellen zu sorgen, konnte er sich in der Stichwahl über 57 Prozent der Stimmen sichern. Im Jänner trat er sein Amt als bisher jüngster Bürgermeister der Stadt an.

Doch seine Ära als Ortsoberhaupt könnte bald wieder enden, denn am Montag wurde er auf Antrag der Staatsanwaltschaft Maryland in Haft genommen. Ihm wird die Verbreitung sogenannter Rachepornos in 50 Fällen zur Last gelegt.

Hausdurchsuchung im August

Das Opfer ist laut Staatsanwaltschaft eine 1995 geborene Frau, mit der B. eine romantische Beziehung hatte. Diese war im Mai auf der Forenplattform Reddit auf Nacktfotos von sich gestoßen und hatte dies zur Anzeige gebracht. Anfang August mündeten die Ermittlungen in eine Hausdurchsuchung mit Beschlagnahmungen beim Neobürgermeister.

Unter mehreren Konten, die Adaptionen von Namen und Geburtsdatum des Opfers waren, soll er auf Reddit die Aufnahmen in mehreren Foren rund um Erniedrigungsfetisch geteilt haben. Zudem landeten sie auch in einer Reddit-Community zum Thema "Raceplay", garniert mit rassistischen Beschreibungen. In der Anklage werden verschiedene Betitelungen zitiert. So lautet eine etwa: "Ich habe kein Selbstbewusstsein und möchte nur mit Sperma bedeckt werden, um zu wissen, dass mein fetter Körper einen Nutzen hat."

Zwei Jahre Haft und 250.000 Dollar Strafe möglich

Die Frau, laut der die Beziehung mit B. schon länger beendet ist, benannte ihn von Anfang an als Täter. Nach eigenen Angaben habe sie niemandem anderen besagte Fotos geschickt und auch nie die Einwilligung dazu gegeben, dass diese weiterverbreitet werden. B. drohen bis zu zwei Jahre Haft sowie pro Verstoß bis zu 5.000 Dollar Geldstrafe, insgesamt also bis zu 250.000 Dollar. Maryland gehört zu den Bundesstaaten, die ein eigenes Gesetz für Rachepornos (Maryland Revenge Porn Statute) erlassen haben.

Mittlerweile ist B. wieder auf freiem Fuß und bleibt auch vorläufig im Amt. In der Stadtverwaltung werden derzeit die Optionen sondiert. Derzeit sammle man Informationen und werde vollumfänglich mit der Strafverfolgung kooperieren, heißt es auf der Website des Ortes. Die Geschäfte der Stadt seien von der Angelegenheit nicht betroffen. Der Stadtmanager (Chef der Stadtverwaltung, nicht der Bürgermeister) erklärte gegenüber der "Baltimore Sun" außerdem, dass es sich um eine private Angelegenheit des Bürgermeisters handle und man derzeit keinen weiteren Kommentar abgeben werde. (gpi, 18.11.2021)