Viele positive Tests führen derzeit dazu, dass die Auswertungen länger dauern.

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DER STANDARD hat die Probe aufs Exempel gemacht. Zu Beginn der Woche testeten wir das Gurgelangebot von Spar in Niederösterreich und Salzburg. In Niederösterreich gelang die Probeabgabe zwar – trotz weiter Anreise, um zu einem der wenigen Standorte zu kommen, an dem Testkits ausgegeben werden, und trotz des stressigen Countdowns, der gewährleisten soll, dass man Testkits zwar abholen kann, aber nicht zu viele davon zu Hause hortet. Der Haken aber: Rund 57 Stunden später, bis zu Redaktionsschluss für diesen Text, lag immer noch kein Testergebnis vor.

Auch in Salzburg, wo das gleiche System wie in Niederösterreich zum Einsatz kommt, verlief der Versuch zunächst erfreulich. Testkits waren Montagfrüh beim Spar am Bahnhof ausreichend vorhanden. Die Kassiererin blickte auf Anfrage kurz auf den Handycountdown und nickte. Nach dem Gurgeln wurde es allerdings verwirrend: Der Registrierungscode wurde vom System auf der Homepage nicht akzeptiert. Dieser soll es dem Laborpersonal ermöglichen, die Probe mit dem Getesteten in Verbindung zu bringen, ist also zwingend nötig. Was in einem solchen Fall zu tun ist, verrät die Homepage nicht. Eigene Nachforschungen im Netz ergaben: warten.

Am nächsten Tag funktionierte es tatsächlich. Die Probe muss aber zwei Stunden nach dem Gurgeln eingeworfen werden – und war damit längst ungültig. Noch einmal gurgeln also, und dann ab zu Spar oder McDonald’s, deren Restaurants in Salzburg teilweise ebenfalls Proben entgegennehmen.

In der Pandemiebekämpfung gibt es nach wie vor Herausforderungen. DER STANDARD widmet sich den Problemzonen.
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40 Prozent positive Pools

Vertragspartner und damit verantwortlich für die Gurgel-Test-Misere in Niederösterreich, Salzburg und Teilen Oberösterreichs ist die Firma Novogenia. Durch das hohe Testaufkommen und die vielen positiven Fälle komme man nicht mehr hinterher, erklärte eine Sprecherin am Mittwoch dem STANDARD. Mehr als 40 Prozent der Pools, in denen Tests zusammengefasst werden, seien zurzeit positiv, sie müssen einzeln nachbearbeitet werden. Manche Betroffene geben täglich eine Probe ab, um zu sehen, wann sie nicht mehr positiv und damit zum Freitesten bei der Behörde berechtigt sind.

Als großes Gurgel-Vorbild gilt Wien. Vor vielen Monaten wurde dort diese Form der PCR-Testung bereits von Rewe in Zusammenarbeit mit Lead Horizon ausgerollt. Es häufen sich jedoch nun auch in der Bundeshauptstadt die Meldungen über zu wenige Testkits. Man sei bemüht, Tests so rasch wie möglich nachzuliefern, wenn sie vereinzelt nicht mehr verfügbar seien, sagt Rewe-Konzernsprecher Paul Pöttschacher: "Wir liefern laufend Tests nach. Wir möchten aber auch daran appellieren, die Tests nicht daheim zu horten, sondern nur so viele, wie auch wirklich benötigt werden, abzuholen."

Schuld beim Bund?

Wie kann es sein, dass nach fast zwei Jahren, am vorläufigen Höhepunkt der Pandemie, das Testmanagement immer noch nicht funktioniert? Ländervertreter sehen die Schuld beim Bund. So sagt Anton Heinzl, Sprecher von Niederösterreichs Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), die ständigen Maßnahmenänderungen erlaubten es nicht, sich auf den Bedarf einzustellen. Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) wirft dem Bund vor, dieser habe es verabsäumt, für ausreichende Testkits und Laborkapazitäten zu sorgen. Das Burgenland verstärke daher sein niederschwelliges Antigentestangebot. "In jedem Straßenbauamt kann man ab fünf Uhr früh unter Aufsicht den Test machen", hieß es am Dienstag. Der Antigentest gelte 24 Stunden.

Salzburg engagierte vorige Woche über Nacht das Wiener Labor Lifebrain, das nun die Tests aus den Salzburger Teststraßen mit Testkits ausstattet und auch die Ergebnisse auswertet, nachdem es bei Novogenia so lange Wartezeiten gegeben hat. Unzufriedenheit mit den Gurgelangeboten herrscht auch in den südlichen Bundesländern aufgrund von Lieferengpässen und langen Wartezeiten bei der Auswertung. Während die Steiermark deshalb nächste Woche ein zusätzliches Labor des Vertragspartners Procomcure Biotech GmbH in Graz in Betrieb nimmt, überlegen Kärntens Apotheken bereits den Ausstieg aus der Gurgeltest-Aktion. (Manuel Escher, Verena Kainrath, Stefanie Ruep, Wolfgang Weisgram, Rosa Winkler-Hermaden, 18.11.2021)