Für Saudi-Arabien sieht es in der schwierigen Gruppe mit Japan und Australien gut aus – auch dank des jüngst errungenen 1:0 gegen Vietnam.

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Für Eritrea und Laos war der Traum von der WM 2022 schon vorbei, als Corona noch ein Bier war. Die meisten anderen der 209 zur Qualifikation angetretenen Teams verabschiedeten sich erst heuer aus dem Rennen um die 31 Plätze neben Gastgeber Katar. Sechs unterschiedliche Qualifikationsformate auf sechs Kontinenten machen die Sachlage unübersichtlich, auch in Europa braucht man dank Nations League mindestens Abakus, Kompass und Mondkalender, um den Überblick zu bewahren.

Allen Anfang macht Europa. Zehn größtenteils erwartbare Fußballnationen haben ihre Gruppen gewonnen und sind in Katar dabei (siehe Wissenskasten). Am überraschendsten waren wohl die EM-Zaungäste aus Serbien, die Portugal im letzten Spiel mit einem Last-Minute-Treffer zum Playoff-Nachsitzen verdammten.

Österreich hofft

Cristiano Ronaldo und seine Burschen sind nun so wie Schweden, Italien, Wales, Schottland und Russland mögliche Halbfinalgegner des ÖFB-Teams. Österreich darf ja dank des Hintereingangs Nations League in einem der drei Mini-Turniere antreten, in denen sich je vier Teams ein Ticket ausspielen. Gelost wird am 26. November. Es wird, so weit kann man sich aus dem Fenster lehnen, kein Spaziergang.

Auch dank des Formats ist in Europa noch keine wirklich große Mannschaft gescheitert, die namhaftesten Verlierer waren Irland, Rumänien, die Slowakei, Ungarn und Erling Haalands Norweger.

Größere Opfer wird die südamerikanische Quali fordern, die traditionell als Zehner-Liga ausgespielt wird. Brasilien und Argentinien sind schon durch, das drittplatzierte Ecuador (23 Punkte) hat fünf Runden vor Schluss sechs Punkte Vorsprung auf die hinterherjagende Meute.

Südamerika kämpft

Sechs Teams liefern sich auf Augenhöhe ein Hauen und Stechen um einen Fixplatz und einen Platz für das Interkontinental-Playoff: Kolumbien (17), Peru (17), Chile (16), Uruguay (16), Bolivien (15) und Paraguay (13) haben eine Schnittpartie nach der anderen. Nur Venezuela (7) schaut traurig vom letzten Platz zu. Wer intensiven Fußball sehen will, sollte Ende Jänner und Ende März also nach Südamerika blicken.

Diesen wird es, Playoff-Duellen sei dank, auch in Afrika geben. Am 18. Dezember werden die fünf Paarungen gelost, die Sieger fahren zur WM. Im Topf sind die üblichen Verdächtigen inklusive des nordafrikanischen Quartetts Marokko, Algerien, Tunesien und Ägypten.

Hoffnungen auf eine erstmalige WM-Teilnahme darf sich nur Mali machen, das Team von Salzburg-Profi Mo Camara kassierte in sechs Spielen kein einziges Gegentor. Die Côte d’Ivoire und Südafrika haben sich schon aus dem Rennen verabschiedet, wobei Südafrika formellen Protest gegen das abschließende 0:1 gegen Ghana eingelegt hat. Die Bafana Bafana fordert wegen des entscheidenden Elfmeterpfiffs eine Neuaustragung.

In Asien sind die katarischen Gastgeber automatisch qualifiziert, ihr geopolitischer Lieblingsfeind Saudi-Arabien dürfte die WM ebenfalls beehren. Das Königreich gewann in Gruppe B fünf von sechs Spielen, hält bei 16 Punkten – und bringt so Japan (12) und Australien (11) in Bedrängnis.

Australien bangt

Den WM-Dauergästen blüht beim direkten Duell am vorletzten Spieltag ein Showdown um einen Fixplatz. Pro Gruppe gibt es derer nämlich nur zwei, die Dritten duellieren sich um den Platz im Interkontinental-Playoff. Ob es dort gegen einen Vertreter Südamerikas, Nord- und Mittelamerikas oder Ozeaniens geht, wird erst gelost.

In Asiens Gruppe A sind die zwei direkten Quali-Plätze praktisch vergeben: Der Iran und Südkorea sind nur noch theoretisch einzuholen. Die VAE, der Libanon, Irak und Syrien streiten um Platz drei und das Recht, im Playoff gegen Australien oder Japan zu verlieren.

In Nord- und Mittelamerika tut sich Bemerkenswertes. Kanada (16 Punkte) führt die Achtergruppe nach acht von 14 Spielen vor den USA (15), Mexiko (14) und Panama (14) an. Drei Mannschaften qualifizieren sich direkt, die Nummer vier muss ins Interkontinental-Playoff. Costa Rica (9) droht zum erst zweiten Mal in diesem Jahrtausend eine WM zu verpassen.

Kanada träumt

Kanada wiederum war bisher nur 1986 bei einer WM vertreten, es war mit drei Niederlagen und 0:5 Toren ein mäßig befriedigender Besuch. Die aktuelle Generation um Bayern-Rakete Alphonso Davies lieferte zuletzt im verschneiten Edmonton mit dem 2:1 gegen Mexiko ein Meisterstück, das an den Dreifach-Spieltagen Ende Jänner und Ende März bestätigt werden will.

Fehlt etwas? Ja, Ozeanien. Dort wurde Corona-bedingt noch gar nicht gespielt, der Kontinentalverband suchte bei der Fifa um Erlaubnis für ein Quali-Turnier in Katar an. Wie genau das aussehen würde, ist offen, spielen will man im März. Der Sieger darf – richtig – ins Interkontinental-Playoff. Ein schönes Wort. (Martin Schauhuber, 17.11.2021)