Der Lipizzaner-Hengst der Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden soll durch die Ausbildung seinen Wert ordentlich gesteigert haben.

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Seit Wochenbeginn ranken sich schwere Vorwürfe um die Spanische Hofreitschule. Ihr Aufsichtsratsvorsitzender, Johann Marihart, soll nämlich seit vielen Jahren den Lipizzaner-Hengst seiner Tochter ausbilden haben lassen – und zwar auf Kosten der Hofreitschule. Das Tier sei 2013 um 12.000 Euro gekauft worden, durch die Ausbildung aber inzwischen mehrere hundertausend Euro wert. Dafür soll aber über die Stallkosten hinaus nichts gezahlt worden sein, lautet der Vorwurf. Abgesehen davon sprach ein anonymer Mitarbeiter der Hofreitschule in der ORF-Sendung "Wien heute" davon, dass die Tochter seit Jahren kostenlose Reitstunden nehme, weil der Aufsichtsratsvorsitzende das so wünsche.

Für Marihart, übrigens auch langjähriger Generaldirektor der Agrana AG, sind das nichts als "haltlose Anwürfe" und "völlig verzerrte Darstellungen". Der damals fünfjährige Lipizzaner namens Maestoso Fantasca-67 sei 2013 von seiner Tochter über die Webseite der Hofreitschule angeschafft worden und in keinem perfekten Zustand gewesen. Einige Röntgenbefunde galten als für die "hohe Schule bedenklich", wie Marihart über eine Agentur ausrichten lässt. Das Tier wäre "zuchttechnisch nicht relevant" gewesen. Daher habe es mit Mariharts Tochter letztlich auch eine private Käuferin gefunden. Die Käufer der Pferde hätten auch die Option gehabt, diese in den Stallungen der Hofburg unterzubringen. Dafür habe es feste Konditionen gegeben: 1.200 Euro pro Monat für die Unterbringung und regelmäßige Bewegung. Erst kürzlich kritisierte der Rechnungshof in einem Bericht allerdings, dass die Tiere eher zu wenig bewegt werden dürften.

FPÖ und Grüne fordern Aufklärung

2014 ergab sich für Maestoso Fantasca-67 dann offenbar eine Chance. Marihart spricht von einem "Engpass bei Pferden für die Ausbildung und Vorführungen". Daher sei der Hengst als "Einspringer" aktiviert worden und habe in den Jahren 2018 bis 2020 insgesamt 129 Auftritte absolviert.

Die Tochter konnte das Pferd dadurch aber immer weniger nutzen, wirft Marihart ein. "So nutzte sie mitunter auch die eine oder andere vertraglich vereinbarte Bewegungseinheit, um wieder einmal in den Sattel zu steigen, während der Bereiter dafür in die Rolle des Beobachters wechselte", wird in der Aussendung auf die kolportierten Reitstunden der Tochter entgegnet. Die Kosten für Beschlag und Tierarzt habe die Hofreitschule zudem getragen, da diese über eine vertraglich "uneingeschränkte Nutzung" des Tiers verfügte. Insgesamt seien acht Jahre nach dem Kauf von Maestoso Fantasca-67 130.000 Euro an die Hofreitschule geflossen, obwohl die Besitzerin das Pferd kaum nutzen hätte können.

Die FPÖ ist jedenfalls empört. Sie verlangt vom zuständigen Landwirtschaftsministerium, Marihart "sofort abzuberufen". Die Blauen werden auch eine parlamentarische Anfrage zur Causa einbringen. Auch David Stögmüller von den Grünen fordert Aufklärung. Aus seiner Sicht bestätige sich der Eindruck, "dass es in Österreich einen Mangel an Bewusstsein für Compliance und Anti-Korruption gibt". Stögmüller hätte gerne "sichergestellt", ob es noch andere ähnlich gelagerte Fälle in der Hofreitschule gibt. (jan, 18.11.2021)