Weil für Samstag wieder zur Großdemonstration gegen die Corona-Maßnahmen geblasen wird und tausende Leute erwartet werden, lohnt es sich, davor die Reportage Konformistische Rebellen anzusehen, die seit ein paar Tagen auf Youtube abrufbar ist. Es ist ein bildgewaltiges Kompendium der Corona-Demonstrationen und Zeugnis, wes Geistes Kinder viele ihre Protagonistinnen und Protagonisten sind, die hier mitmarschieren. Alles nur besorgte Bürger? Mitnichten!

Von der zerrissenen Regenbogenfahne über tätliche Angriffe auf Medienvertreter bis zu offenem Antisemitismus und Hitlergrüßen ist alles dabei.

Presseservice Wien

Angriffe gegen Pressevertreter

Die Reportage kommt vom Presseservice Wien, einem Netzwerk freier Foto- und Videojournalisten, das die Demos seit eineinhalb Jahren medial begleitet – und dafür einiges in Kauf nehmen muss. Eine Menge, die "Lügenpresse" skandiert, ist da im Vergleich zu den körperlichen Attacken gegen Medienvertreter noch harmlos. Das gehört quasi zum Standardrepertoire einiger Demonstranten – und wird nicht ausreichend sanktioniert. Dass die Polizei nur allzu oft auf dem rechten Auge blind ist, ist ein Vorwurf, der immer wieder artikuliert wird.

Rechtsextremisten, Antisemiten, Staatsverweigerer, Hooligans und Verschwörungstheoretiker jeder Art bilden den Kern der Demonstranten. Und mittendrin ist die FPÖ. Für Isolde Vogel, Zeithistorikerin und Antisemitismusforscherin, zeigen die Proteste, dass der Antisemitismus nicht mehr nur unter der Oberfläche brodle, sondern auf offener Bühne geduldet werde. Was früher unsagbar war, habe jetzt ein "beängstigenden Maß an Sagbarkeit" erreicht. (Oliver Mark, 19.11.2021)