Foto: APA / Herbert Neubauer

Guat schauma aus. In Gefahr und größter Not kann man sich in Österreich immer darauf verlassen, dass ein paar relevante Entscheidungsträger glasklar kommunizieren, was zu tun und zu lassen bzw. was wichtig und was weniger wichtig ist.

So bildet sich in der Öffentlichkeit nach und nach eine allgemein akzeptierte Wertepyramide heraus: Gesundheit wird zuungunsten der Nachtgastronomie überschätzt; türkise Traummänner toppen sachkundige Schiachperchten; der faulste Virologenwitz ist immer noch besser als der beste Virologe, und nicht zuletzt geht Regieren über Studieren.

Diese letzte Einsicht bringt uns sogleich zu Herbert Kickl, unserem nationalen Primus von Quack und Lieblingsdoktor aller blauen Herzen. Er hat in den vergangenen Tagen mit tollen pharmakologischen Empfehlungen für Corona-Geplagte aufhorchen lassen. Was viel zu wenig bekannt war: Der freiheitliche Parteichef ist nicht nur begnadeter Reimeschmied, sondern auch passionierter Hobbyarzt, der bereits vor Jahrzehnten den hippopotamischen Eid abgelegt hat und sich zu den medizinischen Schulen des Dr. Mabuse und Dr. Eisenbart bekennt ("Ich bin der Doktor Eisenbart / Kurier die Leut auf meine Art. / Zu Wien kuriert ich einen Mann, / Der hatte einen hohlen Zahn. / Ich schoß ihn aus mit der Pistol, / O je, wie ist dem Mann so wohl. / Das ist die Art, wie ich kurier, / Sie ist erprobt, ich bürg dafür!").

Experimentalmedizinisches Schaffen

Die kühne Verschreibung eines Pferdeentwurmungsmittels gegen Corona dürfte nur eine erste Station im ärztlichen Werdegang von Dr. Kickl gewesen sein. Vermutlich schwebt ihm die Entwicklung von noch spektakuläreren Heilmethoden vor: Verabreichung von Vogelfutter an Altersheiminsassen; Züchtung einer Staffel von Nanolippizanern zur Umzingelung von fürwitzigen Viren (vor allem ausländischen) sowie periodische Razzien im Dickdarm, um der Entartung des dortigen Mikrobioms vorzubeugen.

Die Krönung des experimentalmedizinischen Schaffens von Dr. Kickl soll aber die Gründung eines Instituts für transrationale Debilo-Therapie sein, die an den Bedürfnissen des Größten Anzunehmenden Dumpfgummis (GAD) Maß nimmt und beweisen wird, dass es immer noch ein wenig blöder geht. Schade, dass Dr. Kickl erkrankt ist und die Grundzüge seiner Therapie daher heute nicht selbst öffentlich darlegen kann. (Christoph Winder, 20.11.2021)