Dass es um die österreichische Pandemiepolitik im Moment nicht besonders gut bestellt ist, wurde etwa hier, hier oder hier schon mehrfach kommentiert. Der "Runde Tisch" des ORF mit den Gesundheitssprechern und der Gesundheitssprecherin der Parteien hat am Donnerstag noch eines draufgesetzt.

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ORF-Moderator Tarek Leitner wollte im Vorfeld des Beschlusses durch Regierung und Landeshauptleute von den Eingeladenen wissen, ob sie für einen bundesweiten Lockdown seien oder nicht. Die (Nicht-)Antworten trotz mehrfacher Nachfragen des Interviewers waren bezeichnend. Sowohl Gabriela Schwarz (ÖVP), Ralph Schallmeiner (Grüne) und Philip Kucher (SPÖ) als auch Gerald Loacker (Neos) waren nicht in der Lage, sich klar und eindeutig zu positionieren. Letzterer aus dieser Runde noch am ehesten, weil er für die Wirtschaftsklientel versuchte, sich gegen ein erneutes Zusperren aufzubäumen.

Gewurmt

Der Einzige, der eine ganz klare und eindeutige Position – nämlich gegen einen Lockdown – vertrat, war FPÖ-Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak, seines Zeichens Apotheker, der sich wiederum schwertat, gegen die Empfehlung seines Corona-positiven Parteichefs Herbert Kickl das Entwurmungsmittel Ivermectin nicht zu empfehlen.

Das alles wurmte Tarek Leitner sichtlich. Seine verständliche und an seiner Mimik und Gestik ablesbare Verzweiflung entsprach und entspricht jener der Zuseherinnen und Zuseher, die damit konfrontiert wurden, wie Parteipolitik und Föderalismus Antworten erschweren bis verunmöglichen.

Schrecklich zu beobachten war auch, dass sich der FPÖ-Sprecher als Opfer der 2G-plus-Zutrittsregeln des ORF gerieren konnte. Das ist er freilich nicht. Sondern er, als Ungeimpfter und Schwurbel-Superspreader, trägt dazu bei, dass alle ab Montag wieder im Lockdown sind und die Kinder wieder von der Schule abgehalten werden.

So erbärmlich das alles anzusehen war, so gut war die journalistische Performance von Tarek Leitner, dessen hartnäckige Methode, von den Volksvertretern auf simple Fragen klare Antworten zu bekommen, dem Anspruch des leidgeplagten Volkes entspricht. (Rainer Schüller, 19.11.2021)