Man kennt das.

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Österreich geht in seinen bereits vierten Lockdown für alle seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Spitzensportveranstaltungen in Österreich dürfen ab Montag weiterhin stattfinden, aber nur noch ohne Zuschauer, also in der Fußball-Bundesliga beispielsweise als Geisterspiele. Betroffen ist u.a. auch der Biathlon-Weltcup in Hochfilzen. Der Breitensport kommt komplett zum Ruhen. Der Lockdown gilt zumindest zehn, maximal zwanzig Tage für alle Geimpften und Genesenen.

Diese Entscheidung wurde nach Verhandlungen zwischen Bundesregierung und den Landeshauptleuten bei der LH-Konferenz am Achensee in Tirol getroffen. Knapp fünfzig Kilometer weiter in der Zentrale des Österreichischen Skiverbandes hatte man gespannt darauf gewartet, finden doch internationale Veranstaltungen hierzulande statt. "Am Kerngeschäft ändert sich nichts, es kann alles stattfinden, aber ohne Zuschauer", sagte ein ÖSV-Sprecher auf Anfrage. Der Biathlon-Weltcup in Hochfilzen und der Snowboard-Cross-Weltcup im Montafon fallen in die Zeitspanne der zwanzig Tage und damit der Geister-Events.

Auflagen

Sollte der Lockdown schon nach zehn Tagen vorbei sein, müsste in der Bundesliga theoretisch nur eine Runde mit Geisterspielen ausgetragen werden. Daran glaubt Liga-Vorstand Christian Ebenbauer allerdings nicht. "Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr keine Zuschauer mehr in den Stadien begrüßen dürfen", sagte Ebenbauer der APA und verwies darauf, dass es bei einem vorzeitigen Lockdown für die Clubs administrativ praktisch unmöglich sei, alle Auflagen zu erfüllen, um kurzfristig Fans in die Arenen zu bringen.

Ebenbauer hoffte nun auf Regierungs-Hilfe, wie es sie schon in früheren Lockdowns über den Sportligen-Fonds gab. "Uns wurde mitgeteilt, dass es diese Unterstützung geben wird. Ob der Sportligen-Fonds wieder in Kraft tritt oder die Unterstützung in einer anderen Form kommt, ist offen", meinte der Liga-Chef und ergänzte: "Es ist bedauerlich, dass man wieder in dieser Situation ist und der Fußball ohne Fans im Stadion auskommen muss. Man muss aber dazusagen, bei diesen Zahlen ist es nachvollziehbar, dass sich die Regierung mit diesen Themen auseinandersetzen muss."

Schutzschirm

Die erhoffte Unterstützung vonseiten der Regierung wurde später von Sportminister Werner Kogler in Form von Verlängerung der NPO-Fonds, Sportligenfonds und einem Veranstalter-Schutzschirm zugesagt. "Auch der aktuell notwendige Lockdown wird am Spitzen- und Breitensport nicht spurlos vorübergehen. Erfreulicherweise ist es gelungen, die erprobten Hilfsmaßnahmen des ersten Covid-Jahres wieder zu aktivieren", so Kogler in einem Statement am Freitagabend.

"Mithilfe des mit 125 Mio. Euro dotierten NPO-Fonds, des Veranstalter-Schutzschirms und des Sportligenfonds, für den bis zum Ende des 1. Quartals 2022 30 Mio. Euro zur Verfügung stehen, wird es wieder gelingen, die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Sportvereine so gering wie möglich zu halten. Ich finde es wichtig und richtig, dass wir diese zentrale Säule der Gesellschaft auch in den nächsten schwierigen Wochen mit voller Kraft unterstützen."

Ohne Publikum müssen auch die Spiele im Rahmen des Tennis-Davis-Cup-Finales 2021 – u.a. Gruppe F mit Österreich – in der 7.000 Zuschauer fassenden Innsbrucker Olympiahalle stattfinden. "Der Davis Cup lebt sehr stark von den Emotionen auf den Rängen. Diese ganz spezielle und einzigartige Atmosphäre fällt nun leider weg", bedauerte Veranstalter Herwig Straka. "Das tut uns für die Tennisfans, die sich seit Monaten auf dieses Highlight gefreut haben, sehr leid."

Es stehe aber außer Frage, dass man alle Maßnahmen mittrage, die zur Eindämmung und Verbesserung der derzeit äußerst kritischen Corona-Lage beitrage, betonte Straka. Der Steirer hatte noch am Donnerstagabend ein langes Gespräch mit dem serbischen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic geführt hat, der sich laut den Veranstaltern sehr auf sein Antreten in Innsbruck freut.

Nichts gelernt

Über organisatorische Fragen, die der Lockdown aufgeworfen hat, wird Straka am Wochenende mit Vertretern des Davis-Cup-Rechteinhabers Kosmos sowie des Internationalen Tennisverbandes (ITF) sprechen. Unter anderem auch über die Rückabwicklung der erworbenen Tickets.

Hans Niessl, Präsident der Bundes-Sportorganisation Sport Austria, meinte in einer Aussendung zu den neuerlichen Einschränkungen: "Dass wir nun vor dem vierten Lockdown stehen und damit wieder der gesamte Breitensport eingestellt wird, ist nur schwer nachvollziehbar! Um es auf den Punkt zu bringen: Man hat aus Fehlern, insbesondere in der Kommunikation, leider nicht gelernt. Schon durch die letzten Maßnahmen hat der organisierte Sport – und damit der Gesundheitsmotor des Landes – in dramatischem Ausmaß Mitglieder verloren. Dass nun wieder die Notbremse gezogen werden muss, wird uns bei der Rückgewinnung dieser Menschen zurückwerfen."

Niessl verwies darauf, dass "der Sport nicht zu den Treibern des Infektionsgeschehens gehört – zuletzt waren nur 0,3 Prozent auf ihn zurückzuführen". Man habe in den Lockdowns zuvor gesehen, welch verheerende physische und psychische Auswirkungen das Schließen gerade im Bereichs des Nachwuchssport hatte. "Es ist daher unbedingt notwendig, nach diesem Lockdown den Sport in den Sportvereinen umgehend wieder zu ermöglichen." (APA, 19.11.2021)