Maske muss künftig auch am Platz getragen werden.

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Über das genaue Wording war man sich bis zuletzt offenbar uneinig. Während Donnerstagnachmittag die Landeshauptleute von Salzburg und Oberösterreich, Wilfried Haslauer und Thomas Stelzer (beide ÖVP), noch von geschlossenen Schulen mit Betreuungsmöglichkeiten für all jene, die es benötigen, gesprochen hatten, war man im Bildungsministerium sehr deutlich: Die Schulen bleiben offen – für alle. Und: Der Unterricht findet in Präsenz, sprich vor Ort, statt, der Stundenplan bleibt aufrecht. Aber: Eltern, die sich zu große Sorge um eine Infektion machen, können ihre Kinder zu Hause behalten.

Dieses Vorgehen bestätigte man dem STANDARD auch am Freitag für den bundesweiten Lockdown. Obwohl Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) bei der Verkündung der Maßnahmen kurz zuvor noch an die Familien appellierte, man möge den Nachwuchs nur wenn wirklich notwendig in die Schule schicken. Im Bildungsministerium von Heinz Faßmann verweist man auf "Erfahrungswerte aus anderen Lockdowns": So hätten sich nämlich besonders in Volksschulen die Klassen immer mehr gefüllt. Und das, obwohl eigentlich Distance-Learning angesagt war.

Kein Distance-Learning mehr

Dass die Kinder und Jugendlichen nun generell in der Schule unterrichtet werden, manche allerdings aufgrund des Infektionsgeschehens zu Hause bleiben werden, sieht man nicht als Problem. "Es wird sich schnell einspielen", heißt es. In einem Brief an die Schulleiterinnen und Schulleiter von Oberösterreich und Salzburg erklärte Faßmann: "Schülerinnen und Schüler, die aufgrund des Wunsches der Eltern der Schule fernbleiben, können sich über die Stoffgebiete bei den zuständigen Lehrpersonen informieren." Und Faßmann betonte darin erneut: "Es findet kein flächendeckendes Distance-Learning statt." Falls technisch möglich, kann virtuell am Unterricht teilgenommen werden. "Eine Verpflichtung dazu besteht nicht." Schularbeiten und Tests sollen im Lockdown vermieden werden.

Begründet wird das Offenhalten der Schulen vom Ministerium so: Aus epidemiologischer Sicht würde "nirgends so systematisch getestet wie in den Schulen", außerdem wolle man "weitere Belastungen für Schülerinnen und Schülern" vermeiden. Besonders für das Gesundheitspersonal brauche es weiter die Möglichkeit der Betreuung in den Schulen.

Maskenpflicht für alle

Auch die weiteren Regelungen, die bereits mit Stelzer und Haslauer besprochen wurden, werden bundesweit Einzug halten. So werden etwa die Hygieneregeln verschärft: Es gilt Maskenpflicht in allen Schulstufen im Schulgebäude inklusive den Klassen- und Gruppenräumen. Ab der Oberstufe muss eine FFP2-Maske getragen werden. Dafür sollen Maskenpausen eingeplant werden.

Außerdem wird die Testung aller ungeimpften und geimpften Schüler und Schülerinnen bis zum Ende des Lockdowns aufrechterhalten, und es soll einheitliche Quarantäneregeln in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium geben: Sobald ein Indexfall in der Klasse auftritt, hat die Schulleitung für die Klasse an den folgenden fünf Schultagen zusätzlich einen von der Schule zur Verfügung gestellten Antigentest anzuordnen.

Wien hält Kindergärten offen

"Das Wichtigste in der momentanen, sehr ernsten Situation ist, dass wir nicht auf die Kinder und Jugendlichen vergessen, denn wir haben die vielen negativen Folgen des Distance-Learnings aus den vorangegangenen Lockdowns noch gut in Erinnerung", sagt Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos). Dazu dürfe es nicht mehr kommen. In Wien werde der Präsenzunterricht an den Schulen weiterhin möglich sein.

Auch die Kindergärten bleiben "selbstverständlich" geöffnet. Auch hier haben die Eltern die Wahl, ob sie ihr Kind in die Betreuung geben, oder nicht. Außerdem wird die Kindergartenpflicht für das letzte Kindergartenjahr für die Dauer des Lockdowns ausgesetzt.

Hochschulen bleiben offen

Für die Hochschulen ändert sich rechtlich gesehen nichts, sie sind vom Lockdown ausgenommen. Die Hochschulen werden nicht geschlossen, sondern "standortbezogen in einen der Infektionslage adäquaten, sichereren Modus übergeführt", heißt es aus dem Bildungsministerium. Sprich: "Was leicht auf einen digitalen Modus umgestellt werden kann, soll umgestellt werden." Nicht substituierbare Lehrveranstaltungen, Laborbetrieb sowie Prüfungen sollen weiterhin in Präsenz stattfinden. Die "aktuellen epidemiologischen Entwicklungen" würden diesen Schritt nötig machen.

Allerdings, darauf verweist man auch im Bildungsministerium: Die hohe Durchimpfungsrate unter den Studierenden würde in puncto Maßnahmen einen größeren Spielraum erlauben. Laut den Daten der Statistik Austria waren 82 Prozent der insgesamt rund 395.000 Studierenden Ende September bereits vollständig geimpft. Damit ist die Quote um 22 Prozentpunkte höher als bei der gleichaltrigen Bevölkerung, bei den 18- bis 34-Jährigen (60 Prozent).

Erste Unis stellen um

Trotzdem: Die Unis Linz, Innsbruck und Salzburg wurden bereits weitgehend auf Distance-Learning umgestellt. Im Laufe der Woche beschlossen etwa im Hochinzidenz-Bundesland Oberösterreich auch schon die dortige Pädagogische Hochschule, die Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz sowie die Fachhochschule Oberösterreich bis Weihnachten auf Onlinebetrieb umzustellen.

2,5G-Plus an der Uni Wien

Die größte Hochschule des Landes, die Universität Wien, hat bisher hingegen keinen Lockdown-Kurs ausgegeben. In einem am Montag geführten STANDARD-Interview sagte Rektor Heinz Engl, dass man "so lange wie möglich" mit Präsenzformaten weitermachen wolle. Am Freitag ließ die Uni Wien wissen: Vorlesungen (nicht-prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen) werden generell auf digital umgestellt, Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen die nur vor Ort stattfinden können, finden weiter vor Ort statt. Dabei gilt für alle Beteiligten: 2,5G und die Verpflichtung, einen aktuellen PCR Test vorzuweisen. Die FFP2- Maskenpficht bleibt weiterhin aufrecht. Gleiche Regelung gilt bei Prüfungen, die vor Ort abgehalten werden. Ansonsten: Home Office, wo möglich. (Oona Kroisleitner, 19.11.2021)