"Battlefield 2042" ist ab sofort verfügbar.

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Eigentlich hätte "Battlefield 2042" die langdienende Shooter-Serie in eine erfolgreiche Zukunft führen sollen. Immerhin warten die Fans nach Abstechern in den Ersten und Zweiten Weltkrieg schon seit Jahren auf einen Titel mit modernem Setting.

Mit ihrer Ambition, ein "neues" Spielerlebnis abliefern zu wollen, haben die Entwickler allerdings am Ziel vorbeigeschossen. Neben fehlenden Inhalten kämpft "2042" mit massiven technischen Fehlern und schlechtem Balancing. Bedenkt man, dass Dice im Vorfeld sogar stolz verkündete, dass man dem Zeitplan voraus sei, ist der Zustand des Spiels nicht zu entschuldigen.

Größer, größer, schlechter

Eine Kampagne gibt es in "Battlefield 2042" nicht. Stattdessen haben sich die Entwickler auf den Multiplayermodus konzentriert, der – zumindest auf dem Papier – auch nicht mit Inhalten geizt. Zur Auswahl stehen hier die Spielkategorien All out Warfare, Hazard Zone und Portal.

Das Gameplay erinnert auf den ersten Blick durchaus an vorherige Teile der Serie, mit dem Unterschied, dass jetzt insgesamt 128 Spieler auf den sieben verfügbaren Schlachtfeldern gegeneinander kämpfen dürfen. Zumindest auf dem PC und Next-Gen-Konsolen.

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Was in der Theorie beeindruckend klingt, ist in der Praxis leider ziemlich enttäuschend. Die Maps sind so riesig, dass man nach dem Rundenstart mehrere Minuten damit verbringt, zum nächstgelegenen Ziel zu laufen. In Onlineforen trägt "2042" deshalb schon den scherzhaften Namen "Running Simulator".

Dass die Lobbys jetzt mit 128 statt 64 Spielern gefüllt sind, bemerkt man deshalb kaum. Immerhin gibt es in Conquest zahlreiche eroberbare Flaggen und dazwischen kilometerweite Laufwege. Bevor man auf gegnerische Spieler trifft, wird man häufig aus der Ferne von einem Scharfschützen erlegt oder von einem Hovercraft überfahren.

Vor allem als Infanterist ist das Gameplay frustrierend. Die Karten sind offen, man wird inmitten der flachen Landschaft gespawnt und stirbt, bevor man sich überhaupt orientieren konnte. Vielerorts fehlt außerdem die Deckung, hinter der man sich zum Beispiel beim Nachladen verstecken könnte. Zwar sind die Karten schön anzusehen, spielerisch enttäuschen sie aber vor allem im Vergleich zu vorherigen Serienteilen.

Unbrauchbare Waffen

Kommt es zum Feuergefecht, stellt sich schnell heraus, dass ein Teil der Waffen derzeit unbrauchbar ist. Vor allem die Sturmgewehre haben einen enormen Rückstoß und sind so ungenau, dass man Gegner damit nur aus nächster Nähe trifft – im Gegensatz zu manchen Waffen aus der SMG-Kategorie. Im Sinne der Balance macht das überhaupt keinen Sinn und wirft die Frage auf, ob Dice das eigene Spiel vor Release überhaupt getestet hat.

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Die Auswahl verfügbarer Waffen ist zudem stark eingeschränkt. Spieler können zwischen vier SMGs, vier Sturmgewehren, zwei LMGs, drei Präzisionsgewehren, drei Scharfschützengewehren und drei Schrotflinten wählen. Es ist zwar davon auszugehen, dass hier nachgeliefert wird, enttäuschend ist es trotzdem.

Eine weitere Neuerung, die für laute Kritik sorgt, ist die Entfernung klassischer Klassen wie dem Medic und Engineer. Stattdessen wurden Spezialisten eingeführt, die eher an "Call of Duty" erinnern. Jeder der zehn spielbaren Charaktere hat eine Fähigkeit, zum Beispiel einen Wingsuit oder einen Greifhaken.

All out Warfare

In der Kategorie All out Warfare stehen ausschließlich die Spielmodi Conquest und Breakthrough zur Auswahl. Ersterer dürfte Veteranen bekannt sein. Überall auf der Map sind Flaggen verteilt, die eingenommen werden müssen, um Sektoren gegen die Gegner zu verteidigen. Wie bereits erwähnt, leidet der Spielspaß jedoch an der exorbitanten Größe der Spielkarten.

Etwas besser ist es bei Breakthrough, einem Modus, in dem ein Team als Angreifer, das andere als Verteidiger zweier Flaggen fungiert. Hier ist das Spielfeld etwas kleiner, sodass man zumindest weiß, wo das Geschehen stattfindet.

Gestrichene Funktionen und Spielelemente

Fans bemängeln allerdings, dass Dice den Server Browser gestrichen hat. Außerdem wurde auf Infantry-Only-Modi wie Team Deathmatch komplett verzichtet, die man durchaus auf bestehenden Karten hätte umsetzen können.

Eine sehr detaillierte Liste aller gestrichenen und fehlenden Features findet sich in diesem Subreddit.

Hazard Zone

Hazard Zone ist ein neuer, squadbasierter Spielmodus, der an Battle-Royale-Spiele und Shooter wie Hunt erinnert. Als vierköpfiges Team muss man hier möglichst viele sogenannte "Data Drives" extrahieren. Dabei kämpft man sowohl gegen fremde Teams als auch KI-Gegner.

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Hat man ein paar Runden in diesem Modus hinter sich, erklärt sich auch die Existenz der Spezialisten. Innerhalb eines Squad kann ein Operator immer nur einmal ausgewählt werden, wodurch sie bestimmte Rollen zu erfüllen haben. Zum Beispiel sollte es eine Person geben, die heilen kann, eine weitere mit Munitionsbox. Gespielt wird auf den sieben Karten des Multiplayermodus All out Warfare, die aufgrund der wenigen Spieler pro Lobby erneut zur Laufübung werden.

An sich macht Hazard Zone Spaß. Allerdings haben die Entwickler hinsichtlich des Balancings einen riesigen Berg an Arbeit vor sich. Schlechte Spieler sind derzeit stark benachteiligt, da man bessere Waffen nur durch Kills und die Extraktion von Data Drives freischalten kann. Anfangs startet man hingegen nur mit einem Sturmgewehr ohne Aufsätze, das – wie bereits erwähnt – vor allem für Anfänger unbrauchbar ist.

Im aktuellen Zustand ist es also fraglich, ob der Modus tatsächlich kommerziell erfolgreich sein kann, vor allem auch deshalb, weil er sich im Vergleich zur Konkurrenz hinter einer teuren Paywall befindet.

Battlefield Portal

Das Highlight langjähriger Fans ist wenig überraschend Battlefield Portal. In diesem Modus kann man Conquest und Rush auf jeweils zwei der beliebtesten Maps aus "Battlefield 1942", "Battlefield 3" und "Battlefield Bad Company 2" spielen – oder im Editor eigene Spielerlebnisse kreieren, in denen alle drei Generationen vermischt werden.

Wer die aufgelisteten Serienteile gespielt hat, wird sich bei Portal in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen. In Sachen Gameplay gleichen die Spielmodi den Originalen, während die Grafik aufpoliert wurde, um modernen Standards zu entsprechen.

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Der Umfang ist mit insgesamt sechs Maps jedoch stark eingeschränkt. Käufer sollten neben dem Portal-Erlebnis also auch den Multiplayer des Hauptspiels genießen können, wenn sie Geld dafür auf den Tisch legen.

Grafik und Bugs

Optisch kann sich "Battlefield 2042" wirklich sehen lassen. Die Vegetation und Landschaft strotzen vor Details, die schön anzusehen sind. Neu sind hier Wettereffekte wie Tornados und Sandstürme, die zufällig inmitten von Runden auftreten können. Die ersten zwei-, dreimal beeindruckt das Spektakel. Einen wirklichen Einfluss auf das Spielgeschehen hat es nicht.

Für Frust sorgen abgesehen von den enttäuschenden Maps und dem unbalancierten Gunplay zahlreiche Bugs und Fehler. Erste Performance-Probleme wurden zwar mit dem Day-One-Patch gefixt, im Internet kursieren aber bis heute die absurdesten Videos.

Unter anderem können Hovercrafts an Wänden hochfahren und in gewisser Weise zwischen Hochhäusern "hin- und herspringen", um auf dem Dach befindliche Flaggen einzunehmen. Immer wieder passiert es außerdem, dass man auf Gegner schießt, aber nichts passiert, weil das Spiel die Schüsse nicht registriert.

Fazit

Dass "Battlefield"-Spiele einen holprigen Start hinlegen, ist nicht zwar unbekannt. Auch frühere Teile der Serie hatten technische Probleme zum Launch. "2042" scheint diesbezüglich allerdings in einer anderen Liga zu spielen. Kritisiert wird nicht nur das schlechte Balancing und die zahlreichen Bugs, sondern die Tatsache, dass Dice wichtige Spielelemente gestrichen hat, die "Battlefield" eigentlich ausmachen.

Um deutlichere Worte zu finden: Der Launch ist katastrophal. Immerhin fühlt sich das Spiel an allen Ecken und Enden unfertig – und eher wie eine Beta als eine Vollversion – an.

Bis alle Probleme behoben sind, dürfte es mehrere Monate dauern, was für Enttäuschung bei Rezensenten, aber vor allem auch bei Fans sorgt. Absolut zu Recht. Mit dem Kauf sollte man derzeit also abwarten. (Mickey Manakas, 20.11.2021)