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Ein Video, in dem Peng Shuai bei der Eröffnung einer Tennishalle in Peking riesige Tennisbälle unterschrieb, wurde in Staatsmedien ausgestrahlt.

Foto: REUTERS via TWITTER @QINGQINGPARIS

In dem Fall hat das IOC (Internationale Olympische Komitee) China wohl nicht die Mauer gemacht. Schließlich war bei dem halbstündigen Videotelefonat, das IOC-Präsident Thomas Bach am Sonntag mit Peng Shuai geführt hat, neben dem chinesischen IOC-Mitglied Li Lingwei auch die Vorsitzende der IOC-Athletenkommission, Emma Terho aus Finnland, anwesend. Peng Shuai, hieß es danach, habe sich für die Sorge um ihr Wohlergehen bedankt.

Sie erklärte, dass sie in Sicherheit sei und wohlauf in ihrem Haus in Peking lebe, aber dass ihre Privatsphäre zu dieser Zeit respektiert werden solle. Deshalb verbringe sie ihre Zeit gerade am liebsten mit Freunden und Familie. Trotzdem werde sie sich weiterhin dem Tennis widmen, das sie so liebe.

Staatsmedien versuchten, zu beruhigen

"Ich war erleichtert zu sehen, dass es Peng Shuai gut ging, was unsere Hauptsorge war. Sie schien entspannt zu sein. Ich bot ihr unsere Unterstützung an und bot ihr an, jederzeit in Kontakt zu bleiben, was sie offensichtlich schätzte", sagte Emma Terho der IOC-Mitteilung zufolge. Am Ende des Gesprächs lud Bach Peng Shuai zu einem Abendessen ein, sobald er im nächsten Jänner in Peking ankomme. Sie habe die Einladung angenommen, hieß es vom IOC.

Peng Shuai hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Seitdem war sie nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Zuletzt hatte China versucht, die Weltöffentlichkeit mit Videos der Tennisspielerin zu beruhigen. Am Wochenende veröffentlichten Staatsmedien mehrere Kurzclips, die sie bei öffentlichen Auftritten zeigen sollen. Es blieben aber erhebliche Zweifel und massive Kritik am Gastgeberland der Olympischen Winterspiele im Februar.

Die "Tennisfamilie" sorgte sich

Der Chefredakteur der Staatszeitung Global Times hat auf Twitter ein kurzes Video gepostet, auf dem die 35-Jährige am Sonntag in einem Pekinger Stadion angeblich bei der Eröffnung eines Jugendtennisturniers zu sehen war. Ein Reporter der Staatszeitung twitterte ein weiteres Video, auf dem angeblich zu sehen war, wie Peng im selben Stadion Autogramme schreibt und für Fotos posiert. Zuvor war eine Aufnahme aufgetaucht, die die einstige Top-20-Spielerin mit Freunden in einem Restaurant zeigen soll.

Steve Simon, Präsidend der Women’s Tennis Association (WTA), bezeichnete das Video aus dem Restaurant am Samstag als "nicht ausreichend". Der Chef der Frauentennis-Organisation nannte es zwar "positiv", dass Peng zu sehen sei. Allerdings sei immer noch unklar, ob die Spielerin "frei und in der Lage ist, selbstständig und ohne Zwang oder Einmischung von außen Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen zu ergreifen". Simon verlangte eine "unabhängige und verifizierbare Bestätigung" für Peng Shuais Sicherheit.

Der WTA-Chef hatte bereits damit gedroht, China aufgrund der unklaren Situation um Peng Shuai alle WTA-Turniere zu entziehen. Nach Kolleginnen wie Serena Williams und Naomi Osaka und Kollegen wie Novak Djokovic hatte sich am Wochenende auch Roger Federer um Peng gesorgt. "Ich hoffe, sie ist sicher. Die Tennisfamilie steht zusammen. Das ist wichtig."

Gelöschte Einträge

Peng Shuai hatte Anfang des Monats in dem Twitter-ähnlichen Medium Weibo geschrieben, vom ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli (75) sexuell missbraucht worden zu sein. Der Eintrag wurde ebenso wie zahlreiche Interneteinträge über Peng gelöscht.

Sportorganisationen und Politiker hatten ihre Sorge um die ehemalige WRL-Erste im Doppel geäußert und von China eine transparente Aufklärung des Falls gefordert. Die Rufe danach dürften selbst nach dem IOC-Videotelefonat mit Peng Shuai nicht verstummen. Schließlich sind auch die Missbrauchsvorwürfe keineswegs aufgeklärt. (sid, APA, red, 21.11.2021)