Der Starship-Prototy SN15 bei seinem erfolgreichen Test im Mai.
Foto: imago images/UPI Photo/SpaceX

Nach einer Pause von einem halben Jahrhundert sollen bald schon wieder Menschen den Mond betreten. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat für dieses Großprojekt das Artemis-Programm ins Leben gerufen und sich dafür auch Hilfe aus der Privatwirtschaft an Bord geholt: Während die Superschwerlastrakete SLS auf Komponenten des Space-Shuttle-Systems beruht und von Boeing entwickelt wird, ist das Orion-Raumschiff eine Koproduktion von Lockheed Martin (Raumkapsel) und Airbus (Europäisches Servicemodul, ESM).

Die Mondlandefähre Starship kommt von Space X, wie die Nasa im Rahmen einer Ausschreibung im April 2021 verkündet hatte. Mit dieser Wahl zog sich die Nasa den Zorn von Amazon-Gründer Jeff Bezos zu, dessen Unternehmen Blue Origin mit einem eigenen Vorschlag für ein dreiteiliges System aus Abstiegs-, Aufstiegs- und Transfermodul bei der Ausschreibung leer ausgegangen war. Bezos klagte gegen die Entscheidung, was nun sogar dazu führte, dass die Mondlandepläne der Nasa um mindestens ein Jahr auf frühestens 2025 verschoben werden mussten.

Video: Elon Musk (hier mit seinem Sohn X AE A-XII) berichtet dem Space Studies Board and Board on Physics and Astronomy die Fortschritte seines Starship-Programms.
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Erster Ausflug in den Orbit

Space X arbeitet derweil mit Hochdruck weiter an seinem Starship.; im übernächsten Jahr soll das Raumschiff wenn möglich soweit fertig gestellt werden, dass es einsatzbereit ist – was zahlreiche Testflüge erfordert, mit ebenso vielen erwartbaren Fehlschlägen, wie Elon Musk betonte. Schon in wenigen Wochen soll das Raumschiff das erste Mal die Erde umkreisen. "Wir werden im Dezember eine Reihe von Tests durchführen und hoffentlich im Jänner starten", sagte der Space-X-Gründer vergangene Woche bei einem Vortrag vor der US-Wissenschaftsakademie für Raumfahrt. "Mit diesem ersten Start ist ein großes Risiko verbunden", warnte er zugleich.

Er denke, dass der Test "wahrscheinlich nicht" erfolgreich sein werde – "aber ich denke, wir werden große Fortschritte machen", sagte Musk. Abgehoben ist das Raumschiff bereits einige Male, die meisten dieser Tests endeten in einer Explosion und der Zerstörung des jeweiligen Prototypen. Doch mit solchen Pannen rechnen die Ingenieure – nach dem Motto "aus Fehlern lernen" – ohnehin. Sie liefern ihnen wichtige Informationen darüber, wo es noch Probleme gibt. Im Mai dieses Jahres war es Space X schließlich gelungen, das riesige Starship aus einer Höhe von zehn Kilometern wieder unbeschadet landen zu lassen. Eine Erdumlaufbahn war allerdings bisher noch nicht angesteuert worden.

Das Artemis-Programm der Nasa im Überblick.
Grafik: Nasa

Erste Transportflüge 2023

Für den bevorstehenden Orbitaltest mit dem Prototyp SN20 erwartet Musk die Genehmigung der US-Luftfahrtbehörde "gegen Ende des Jahres". Nach dem geplanten Start im Jänner will er bis Ende 2022 ein gutes Dutzend weitere Testflüge starten. 2023 soll Starship gemäß seinen Plänen dann für erste Transportflüge ins All einsatzbereit sein.

Im Rahmen der Videokonferenz ließ Musk wissen, dass er mit diesem Vehikel noch viel vorhat: Er will Starship so weiter entwickeln, dass es als Allzweckraumschiff "große Mengen an Menschen oder Material" in so gut wie jede Ecke des Sonnensystems bringen kann und so die Kolonisierung anderer Planeten möglich macht. (red, 22.11.2021)