Lewis Hamilton legt im Finish einen Gang zu.

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Doha – Lewis Hamilton ist zurück in dem Modus, in dem ihn alle Gegner fürchten. Man habe "den Löwen in ihm geweckt", konstatierte Mercedes-Boss Toto Wolff zu dem siebenmaligen Formel-1-Weltmeister. Durch Hamiltons Sieg in Katar steuert das packende Titelduell auf den ultimativen Höhepunkt zu. Nach ein paar Jahren der frühen WM-Entscheidungen spricht einiges für spätes Drama beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Zuvor geht es aber noch zu einer weiteren F1-Premiere – nach Saudi-Arabien.

Die zwei Siege nacheinander kamen genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach seiner furiosen Fahrt in Brasilien war der Erfolg in Katar nie gefährdet. Hamilton kontrollierte die Spitze wie zu besten Zeiten auch dank des perfekt abgestimmten Wagens. "Die letzten beiden Wochen waren fantastisch. Aber es gibt keinen Grund für eine Party. Ich halte den Kopf unten und bleibe dran", sagte der 36-jährige Brite. Wenn er Verstappen noch überholt, wäre er mit dann acht Titeln künftig alleiniger Rekordweltmeister und hätte Michael Schumacher übertrumpft.

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Schon am Montag wollte Hamilton das Training fortsetzen, um beim kommenden Rennen in knapp zwei Wochen in Saudi-Arabien bereit zu sein. Wenn Verstappen auf dem neuen Kurs in Jeddah gewinnt und Hamilton maximal Siebenter wird, würde das bereits für den Machtwechsel reichen. Das ist aber nur eines von mehreren Szenarien. Acht Punkte liegt der Titelverteidiger gegenüber Verstappen im Hintertreffen. Ein Ausfall wäre für Hamilton klarerweise desaströs.

"Wir geben nicht auf, aber sicher hat uns dieses Wochenende die Geschwindigkeit gefehlt", meinte Verstappen, der in der Wüste nahe Doha mit Platz zwei maximale Schadensbegrenzung betrieb. Eine Startplatzstrafe hatte ihn fünf Plätze zurückgeworfen, diesen Rückstand machte er gekonnt wieder wett. Nur der souveräne Hamilton blieb für ihn zu jeder Zeit unerreichbar. "Es bleibt ein Kampf bis zum Ende", sagte der 24-jährige Herausforderer. Als Team hätte Red Bull "dieses Jahr einen unglaublich Job gemacht im Vergleich zu den Vorjahren". Der letzte Schritt werde aber der schwerste.

Wolff voll des Lobes

Hochspannung bis zum Ende gab es in der Formel 1 schon lange nicht. Seine jüngsten vier WM-Titel holte Hamilton vorzeitig, oft mehrere Rennen vor dem Ende. Den zuletzt einzigen engen Kampf bis zum diesjährigen verlor er im Finale in Abu Dhabi 2016 gegen Teamkollege Nico Rosberg. Aber dass sich Piloten aus verschiedenen Teams bis zum Schluss duellierten, gab es in der Formel 1 zuletzt 2012, als sich Sebastian Vettel gegen Fernando Alonso durchsetzte.

"Ich fühle mich sehr positiv vor diesen beiden Rennen, sie sollten unserem Auto liegen, deswegen freue ich mich auf diesen Kampf", betonte Hamilton. Viele schrieben ihn bereits ab, nachdem der Rückstand nach Verstappens Sieg in Mexiko schon 19 Punkte betrogen hatte. Die Wende gelang vor einer Woche in Brasilien. Nach einer Disqualifikation und einer Startplatzstrafe war er in Interlagos nicht zu schlagen. "Wenn Widrigkeiten auftreten, ist er in der Lage, seine Superhelden-Kräfte zu mobilisieren", sagte der Wiener Wolff.

Mercedes ballt die Fäuste.
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"Eine Formel 1 der Superhelden", befand auch die italienische "La Repubblica". "Ein Schlussspurt mit Herzklopfen. Der Löwe Lewis Hamilton ist aufgewacht und macht jetzt wirklich Angst", schrieb "La Gazzetta dello Sport". Für Wolff steht fest: "Wer gewinnen wird, verdient den Sieg."

Und es geht nicht nur um den Fahrertitel, denn in diesem Jahr ist auch die Hegemonie von Mercedes bei den Konstrukteuren ins Wanken geraten. In der Wertung liegen die "Silberpfeile" noch mit fünf Punkten vorne. Ein erneuter Triumph wäre der achte für die Truppe, die Wolff gemeinsam mit Niki Lauda aufgebaut hat, in dieser Kategorie. (APA, 22.11.2021)