Dass der elektrische Mustang mit dem alten oder auch dem neueren V8-Mustang so gut wie nichts gemeinsam hat als den Namen und einem gelungenen Zitat der Rücklichter – geschenkt, das haben wir schon abgehandelt. Kein Pony-Car mit Elektroantrieb, sondern einfach ein ganz neues, anderes Auto. Ganz offenbar geht es nur darum, den geschichtsträchtigen und mit Erinnerungen aufgeladenen Namen auf ein neues Objekt anzuwenden, das noch ein wenig Emotion braucht. Dabei ist der Mach E gar nicht ein so ein kaltes und leeres Stück Auto, dass man ihm eine fremde Geschichte umhängen müsste.

Als Gesamtkonzept ist der Ford Mustang Mach-E schon ziemlich überzeugend. Was fehlt: der Duft von Benzin, der Klang von V8.
Foto: Andreas Riedmann

Der Ford Mustang Mach-E schaut erst einmal gut aus. Ein sehr eigenständiger Auftritt, nirgends angelehnt, sich nicht anbiedernd, ein flotter SUV, der fast als Coupé durchginge. Und ja, die Leute auf der Straße schauen. Sollen sie doch.

Foto: Andreas Riedmann

Dieser Mustang hat keinerlei Anmutung von Gesundheitsschuhen, wie man das bei anderen Elektroautos vorfindet und was einem das Einsteigen gleich einmal verleidet. Der Wagen wirkt jung und modern und innovativ, da gibt es einen gelungen Spannungsbogen vom Auftritt bis zur Anwendung. Die Türgriffe fahren raus, und ja, auch das gefällt uns, schaut gut aus. Und wenn man gar keinen Schlüssel mehr haben will, gibt’s sogar die Möglichkeit, am Türrahmen einen Code einzugeben, um sich das Innere zu eröffnen. Oder den Wagen per Smartphone zu öffnen. Und zu starten. Mutet futuristisch an. Dieses Feature ist wohl eher der Nachfrage am amerikanischen Markt geschuldet, aber was soll’s, auch wir finden das lustig.

Foto: Andreas Riedmann

Innen taugt einem erst einmal die Anmutung. So modern, hell und klar, großer Bildschirm wie ein Laptop, wie man das heute erwartet und wohl bei Tesla das erste Mal vorgeführt bekam. Das Infotainment-System Sync reagiert fix aufs Touchen, Wischen und Schieben, wer den Bildschirm nicht verschmieren mag, kann es auch mit der Spracheingabe probieren. Das System ist logisch aufgebaut, reagiert aber nur bedingt auf frei formulierte Befehle. Verständliche Kindersprache hilft.

Grafik: Der Standard
Foto: Andreas Riedmann

Reichlich Beschleunigung

Was die Fahrperformance betrifft, haben die Ford-Ingenieure versucht, den Spagat zwischen sportlichem Anspruch und dem erwarteten Komfort eines SUVs für die Familie hinzukriegen. Das gelingt ähnlich gut wie beim Jaguar I-Pace, auch wenn die Lenkung ein wenig weich ist.

Leistung ist ja in Überfluss vorhanden: Die Allrad-Version mit einer E-Maschine pro Achse kommt auf umgerechnet 351 PS sowie 580 Newtonmeter, das sind übrigens 51 Nm mehr als der aktuelle Mustang Mach 1 Fastback mit seinem Fünfliter-V8.

Beschleunigung ist also reichlich, dennoch ist bei 180 km/h Schluss. Entscheidender ist aber sowieso dieser Wert: 540 Kilometer Reichweite. Damit kann man gut leben, damit ist der elektrische Mustang nicht nur absolut alltagstauglich, sondern auch für Urlaubsfahrten gerüstet, da gibt es keine Ausreden mehr. (Michael Völker, 27.11.2021)