Der Blick auf die Smartwatch sollte informieren und nicht stressen.

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Technik soll uns das Leben im Idealfall erleichtern. Auch Smartwatches spielen hier eine immer größere Rolle. Sie ersparen uns dank diverser Funktionen oftmals den Griff zum Smartphone, tracken unseren Puls und erinnern uns, jeden Tag ein paar Schritte zu tun. Ohne Feinjustierung kann das ständige Vibrieren am Arm aber auch richtig nerven.

"Fast am Ziel", schreit die Apple Watch am Handgelenk, Bezug nehmend auf die empfohlene Stehzeit von zwölf Stunden an diesem Tag. Ein Blick auf die Anzeige verwirrt – null von zwölf, steht da in blauen Buchstaben geschrieben. Ein interessanter Versuch, um zum Aufstehen zu motivieren? Dann schlagen die ersten Whatsapp- und Signal-Nachrichten ein. An aufregenden Tagen überlegt man oft, sämtliche Chatprogramme auf der Uhr zu deaktivieren, um nicht ständig abgelenkt zu werden. Das Aktivieren von bestimmten Gruppen in den diversen Apps, speziell an nachrichtenstarken Tagen, kann hier eine gute Feinjustierung für das eigene Wohlbefinden sein.

"Zeit für Ruhe": Die Achtsamkeitsfunktion lädt dazu ein, ein paar Minuten den Stress des Alltags zu vergessen. Schwierig, wenn man gerade in einem Meeting sitzt. Wie so viele andere Nachrichten drückt man auch diese Funktion oftmals einfach weg, weil das Timing zum eigenen Alltag nicht passt. Am Abend dann die traurige Bilanz – das Aktivitätsrad zeigt in allen Bereichen den zu füllenden Kreis lediglich angekratzt.

An einem Arbeitstag 10.000 Schritte zu gehen ist halt auch nicht ganz so einfach, wie sich der kleine Haufen Chips am Armgelenk das vorstellt. Das schlechte Gewissen aktiviert die Smartwatch auf diesem Weg somit regelmäßig. Bisher lernt auch keine Smartwatch in diesem Bereich dazu, versteht also, dass an einem Werktag oder bei Schlechtwetter weniger im Freien herumgelaufen wird als an sonnigen Wochenenden. Jeder Tag ist für die Uhr gleich.

Somit liegt es am Nutzer, Aktivitäts- und Ruhefunktionen als Service zu empfinden, die man nutzen kann, aber nicht muss. Wenn man das Teil also an einem freien Tag einfach mal auf dem Schreibtisch liegen lässt, um sich so ein wenig Abstand von regelmäßigen Terminen und Verpflichtungen zu verschaffen, dann entspannt das mindestens genauso wie die von der Uhr verschriebenen Achtsamkeitsübungen. (Alexander Amon, 23.11.2021)