Der GTX ist mit 220 kW Leistung und 77 kWh Energieinhalt das Topmodell unter den elektrischen VWs. Er basiert wie alle neuen Elektroautos von Volkswagen auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) des Konzerns. Als stärkstes Modell wurde der GTX auch gleich mit Allradantrieb versehen.

Der ID.4 sei ein SUV, heißt es immer. Dabei ist er vom Konzept her eher ein Van. Allrad gibt’s im Topmodell.
Foto: Andreas Riedmann

War Allrad früher hauptsächlich als Traktionshilfe für steiles Gelände und rutschigen Untergrund gedacht, geht es heute eher um eine sichere Umsetzung sehr hoher Drehmomente. Das Konzept des MEB basiert ja auf Hinterradantrieb. Dort arbeitet auch ein hocheffizienter permanent erregter Synchronmotor, während vorne zusätzlich ein kompakter Asynchronmotor ohne rohstoffintensive Magnete Dienst tut. Das Zusammenwirken der beiden Motoren wird elektronisch gesteuert. Das erhebliche Gewicht des Fahrzeugs löst sich in diesem Kraftfeld gefühlsmäßig vollkommen auf.

Foto: Andreas Riedmann

Die Anordnung der Batterien am Wagenboden bietet von vornherein eine sehr gute Voraussetzung für effiziente Raumnutzung. Weil der Antrieb über je einen eigenen Motor pro Achse erfolgt, entfällt eine Kardanwelle zwischen Vorder- und Hinterrädern, wie sie bei Verbrenner-Antrieb notwendig wäre. Somit bietet auch die Allradversion ein uneingeschränktes Platzangebot.

Es wird gerne gesagt, der ID.4 wäre die SUV-Variante des ID.3, aber eigentlich handelt es sich eher um einen Van. Da verschwimmen die Grenzen, und es entsteht nicht nur viel Platz zum Sitzen und Transportieren, sondern auch zum Diskutieren. Was fehlt, ist ein kleiner Kofferraum vorne zum Verstauen der Ladekabel. Immerhin: Mit über 500/1500 Liter liegt das Kofferraumvolumen ohnehin an der Obergrenze für Personenwagen. Durch die Fahrzeughöhe ergibt sich auch hinten eine entspannte Sitzposition für Erwachsene.

Kein Verdacht auf Luxus

Grafik: Der Standard
Foto: Andreas Riedmann

Angesichts der enormen Investitionskosten für die völlig neue Technologie bei herausfordernden Batteriepreisen bleibt in der Kalkulation nicht allzu viel Platz für luxuriöse Materialien und Detailverliebtheit in der Verarbeitung. Der ID.4 GTX wirkt trotzdem auch in Nahaufnahme sauber gearbeitet, die verwendeten Materialien sind in Ordnung. Verdacht auf überflüssigen Luxus kommt aber nirgends auf. Eine gewisse Nüchternheit war ja immer auch schon ein Teil der Markenidentität.

Gute Fahreigenschaften gehören gewissermaßen zur DNA von Volkswagen. Eine gute elektronische Steuerung der beiden Motoren gibt mit einer klugen Vernetzung mit dem Bremssystem trotz der enormen Spitzenleistung von 220 kW (in alter Währung 299 PS) eine sehr harmonische Umsetzung des Kraftflusses. Bestellt man das Sport-Paket Plus (1253 Euro) mit den adaptiven Stoßdämpfern, wird auch noch die Federungscharakteristik in die Fahrprofilauswahl mit einbezogen. Die Spanne zwischen gepflegt komfortablem Dahinrollen und engagiertem Dahinpfeffern ist enorm weit. Beide Disziplinen beherrscht der GTX gleichermaßen. (Rudolf Skarics, 2.12.2021)