Pekings Führung unter Xi Jinping ließ bislang alle Nachrichten über Tests von Hyperschallraketen dementieren.

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Washington – Ein im Sommer von China getestetes Hyperschallraketensystem hat Medienberichten zufolge während des Flugs selbst ein Projektil abgefeuert. China habe im Juli eine Rakete gestartet, die die Erde in einer niedrigen Umlaufbahn umkreist und dann einen Hyperschallgleitflieger lanciert habe, berichtete das "Wall Street Journal" am Montag unter Berufung auf US-Vertreter. Dieser Gleitflieger wiederum habe dann bei fünffacher Schallgeschwindigkeit ein Projektil abgefeuert.

Das sei ein Unterfangen, das "die Grenzen der Physik" verschiebe und zu dem mutmaßlich kein anderes Land in der Lage sei, schrieb die Zeitung. Dem Bericht zufolge ist unklar, wozu das von dem Hyperschallgleitflieger abgefeuerte Projektil dient. Es könnte demnach dazu eingesetzt werden, um Raketenabwehrsysteme zu verwirren – oder um selbst ein Ziel anzugreifen.

"Sputnik-Schock"

Auch die "Financial Times" berichtete über das bei dem Test abgefeuerte Projektil. US-Militärexperten würden versuchen zu verstehen, wie dies technisch möglich sein.

Die USA hatten sich im Oktober besorgt über einen ähnlichen chinesischen Überschallraketentest gezeigt. Der Generalstabschef der US-Streitkräfte, Mark Milley, zog einen Vergleich zum sogenannten Sputnik-Schock von 1957 – dem für den Westen völlig überraschenden ersten Flug eines sowjetischen Sputnik-Satelliten durch die Erdumlaufbahn.

Peking dementierte

Peking dementierte damals Berichte über einen Überschallraketentest. Es habe sich um einen Routinetest für "wiederverwendbare Raumfahrttechnik" gehandelt, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums.

Auch die USA, Russland, Nordkorea und mindestens vier weitere Länder arbeiten an der Hyperschalltechnologie für Raketen. Wie ballistische Raketen können Hyperschallraketen Atomwaffen tragen. Während ballistische Raketen jedoch in einem hohen Bogen fliegen, bleiben Hyperschallraketen in einer niedrigen Umlaufbahn. Sie sind zudem ferngesteuert und können ihre Flugbahn ändern, was einen Abschuss durch Raketenabwehrsysteme deutlich erschwert.

US-Kriegsschiff durchfuhr Straße von Taiwan

Aber auch die USA geben China wenig Anlass zur Freude. Am Dienstag hat erneut ein US-Kriegsschiff die Meeresstraße zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland durchfahren. Die Routinepassage des Zerstörers USS Milius "zeigt das Engagement der USA für einen freien und offenen Indopazifik", erklärte das US-Militär am Dienstag. Laut einer Zählung internationaler Experten war es die elfte Durchfahrt eines US-Schiffes in diesem Jahr.

Kriegsschiffe der USA und ihrer Verbündeten führen regelmäßig Übungen in der Meerenge durch, was oft wütende Reaktionen in Peking auslöst. China sieht Taiwan und die umliegenden Gewässer als sein Hoheitsgebiet an. Die USA und viele andere Länder betrachten die Route als internationale Gewässer, die allen offenstehen.

Taiwan gehört zu den größten Konfliktthemen zwischen China und den USA. Die Regierung in Peking betrachtet die Insel als abtrünnige Provinz, die notfalls auch mit militärischer Gewalt wieder mit dem Festland vereinigt werden soll. Die USA stellten sich zuletzt demonstrativ hinter die Regierung in Taipeh. (APA, 23.11.2021)