Immer wieder werden in Keynotes Zitate des Jedi-Meisters Yoda benutzt, um den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen. Tu es oder tu es nicht, es gibt kein Versuchen – im Fall von Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci.

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Wien – Tu es, oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen. Zwar stammt das Zitat vom Jedi-Meister Yoda aus dem Star Wars-Universum, ummünzen lässt es sich aber auf viele Lebenslagen, in denen jemand zweifelt, etwas zu schaffen oder nicht zu beginnen wagt. Özlem Türeci etwa nutzt es am Dienstag bei ihrer Eröffnungsrede der Spin-off-Austria-Konferenz, um der zuhörenden Studentenschaft Mut zu machen. Mut, eine eigene Firma aufzubauen. Ihre Geschichte interessiert, denn sie gründete 2008 mit Ugur Sahin Biontech. Seit der Corona-Pandemie ist das Mainzer Unternehmen weltweit bekannt.

Nur in seltenen Fällen entwachsen in Österreich aus universitären Projekten Firmen. 16 Spin-offs – also Firmen, die direkt aus Universitäten heraus gegründet werden – waren es im Vorjahr (ohne Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Anm.). Zum zweiten Mal findet die Spin-off Austria nun statt, mit dem Ziel, das Thema einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Keynote-Speakerin Türeci wurde bewusst gewählt, sie kennt sowohl die wissenschaftliche als auch die Unternehmenswelt. "Bei der Gründung kamen Dinge auf uns zu, die für Wissenschafter Riesenhürden darstellten. Management, Geschäftsmodell, Finanzierung. Alles Neuland."

Von Ganymed zu Biontech

Doch sie fanden sich zurecht. Ihre erste Firma Ganymed verkauften Türeci und Sahin erfolgreich an einen Pharmariesen aus Japan. Danach gründeten sie Biontech, um an Krebs zu forschen – mit einem mRNA-Verfahren. "Die Forschung war teuer, doch wir machten gute Fortschritt. Das ermöglichte es, so schnell einen Corona-Impfstoff zu entwickeln", sagt Türeci. Als Rat für eine mögliche Unternehmerzukunft gab die Biontech-Mitgründerin den Studenten mit auf den Weg: "Veröffentliche nie etwas, bevor du ein Patent hast."

Die Konferenz diente jedoch nicht nur als Vernetzungstreffen, untermalt von Vorträgen. Die Spin-off Austria Initiative hat erstmals eine detaillierte Bestandsaufnahme der akademischen Spin-off-Aktivitäten durchgeführt. Veröffentlicht sollen diese nun jährlich über ein eigenes Dashboard werden.

146 Gründungen

Zusammengetragen wurden die Daten für das Dashboard von Universitäten, Fachhochschulen und anderen akademischen Institutionen. Im Zeitraum vom 1. Jänner 2018 bis Mitte 2021 wurden insgesamt 146 Gründungen gezählt. Knapp 480 Personen arbeiten bei diesen Unternehmen. Die meisten Firmen entsprangen der TU Graz (34), gefolgt von der TU Wien (23) und der Universität Innsbruck (elf).

Allerdings haben nur 25 der 51 angeschriebenen Institutionen die Fragen der Spin-Off Austria Initiative beantwortet. Unterschieden wird dabei noch zwischen den 44 gemeldeten Verwertungs-Spin-offs und 102 akademischen Start-ups. Letztere sind innovative (meist technologische) Jungunternehmen, die von Abgängern oder Mitarbeitern der betroffenen Forschungsinstitution gegründet wurden. Dazugezählt werden Start-ups, die in einem akademischen Inkubator unterstützt wurden, einschlägige Preise gewonnen haben oder eine Beteiligung von Fonds, beziehungsweise Financiers vorweisen können.

Bei Verwertungs-Spin-offs basiert die Gründung direkt auf einem aus Forschungsergebnissen resultierenden Schutzrecht (z. B. einem Patent). Der Link zur Forschung ist demnach noch deutlicher gegeben.

Verbesserung durch Überblick

"Wir hoffen, eine umfassende Datenbank von Spin-offs zu schaffen. Es ist wichtig, eine solche Referenzbasis für die Entwicklung des unternehmerischen Ökosystems zu schaffen", sagt Hermann Hauser, Mitgründer der Initiative. Nur wer einen Überblick über die Lage habe, könne die Situation verbessern. Großen Zuspruch erhielt die Initiative von diversen Mitgliedern der Bundesregierung, die zugeschaltet wurden. Viel mehr als ein paar Phrasen über die Wichtigkeit des Themas kam jedoch nicht.

Für viele junge Menschen gewann Wissenschaft in der Krise bestimmt an Bedeutung; bleibt abzuwarten, wie viele auf "Yoda" hören. (Andreas Danzer, 23.11.2021)