Nach zwei Tagen haben wir uns schon wieder ans downgelockte Dasein gewöhnt. Man muss ja unserer lieben Regierung dankbar dafür sein, dass sie uns in die Lage versetzt, unsere nostalgischen Erinnerungen ans Vorjahr noch einmal zu überprüfen: als wir im Dezember 2020 kurzzeitig aus dem harten Lockdown entlassen wurden und vergeblich auf der Suche nach Punschstandeln durch die weihnachtlichen Straßen irrten ...

Geschlossener Punschstand am Christkindlmarkt vor dem Wiener Rathaus.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Heuer ist alles anders. Ein Teil von uns ist entwurmt, ein anderer geimpft, eine Schnittmenge hat genug Rum für den Punsch zu Hause. Apropos Corona-Vorsorge: Wer zur Gruppe der Sklaven der Pharmaindustrie gehört, mag am Samstag in Wien kurz in Versuchung geraten sein, sich den vierten Shot zu holen: Bekanntlich lauerten ja unter den Kanaldeckeln in der Innenstadt städtische Impfer, um einem die Nadel in den Schenkel zu jagen. Aber man muss es nicht übertreiben, auch wenn meinereins beim Wort "Booster" zu sabbern beginnt wie der Pawlow’sche Hund.

Das dürfte eine der von Corona generierten Belastungsstörungen sein. Eine andere ist, jahrzehntelang alles rund um Weihnachten ignoriert zu haben, aber nun, angesichts des nahenden ersten Adventsonntags, in Adventkranzpanik zu verfallen. Blumengeschäfte geschlossen. Aus dem Supermarkt, echt jetzt? Corona lässt nicht nur unsere Nerven, sondern auch unsere Sitten verfallen. Dafür gibt es allerdings krassere Belege als diesen. (Gudrun Harrer, 24.11.2021)