Novak Djokovic spielt in Innsbruck. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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Für Veranstalter Herwig Straka ist der Daviscup ein finanzielles Desaster.

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Immerhin. Fotografen dürfen beim Daviscup-Finalturnier in der Innsbrucker Olympiahalle ihrer Profession nachgehen, schließlich sollen Bilder um die Welt gehen. Novak Djokovic ist tatsächlich nach Tirol gekommen, der Weltranglistenerste führt das serbische Team an. Es wird eher Nahaufnahmen geben, denn die wegen des Lockdowns völlig leere Halle im Hintergrund ist dem Geschäft nicht zuträglich. Das Geschäft macht das spanische Investmentunternehmen Kosmos, es wird von einer Personengruppe um Barcelona-Kicker Gerard Pique geleitet. Kosmos hat 2018 dem Tennisweltverband ITF die Rechte abgekauft, es wurden für 25 Jahre drei Milliarden Dollar versprochen. Der Traditionsbewerb wurde umgemodelt, es gibt ein aufgeblähtes, gebündeltes Finalturnier. Kritiker meinen, dies sei ein Wahnsinn, ein Begräbnis mit Anlauf.

Heuer wird in Madrid, Turin (jeweils mit Publikum) und eben Innsbruck aufgeschlagen. 18 Nationen wurden in sechs Dreiergruppen aufgeteilt, pro Stadt sind es zwei. Es gibt nur zwei Einzel und ein Doppel, aus drei Tagen wurde ein Tag, zwei Gewinnsätze reichen. In Innsbruck vergnügt sich Österreich in Gruppe F mit Djokovic und Deutschland minus Alexander Zverev. Der Weltranglisten-Dritte boykottiert den neuen Daviscup, er hält ihn für verzichtbar. Die Gruppe C schmücken Frankreich, Großbritannien und Tschechien. Halbfinale und Finale finden dann in Madrid statt. Showdown ist am 5. Dezember. Österreich startet am Freitag gegen Serbien, Dennis Novak darf gegen Djokovic antreten und ihm wohl gratulieren. Am Sonntag wartet Deutschland (je 16 Uhr, Servus TV). Die sechs Gruppensieger und die zwei besten Zweiten kommen ins Viertelfinale.

Kein Geschäft

Herwig Straka macht sicher kein Geschäft. Der Veranstalter der Erste Bank Open in Wien hat sich mit seiner Firma Emotion Group im Februar beworben, natürlich wurde er vom Österreichischen Tennisverband ÖTV unterstützt. Verbal, nicht finanziell. Ein paar Wochen später folgte der Zuschlag, man war begeistert, sprach von einer historischen Chance. Die Olympiahalle bot sich mit einem Fassungsvermögen von 7000 Zuschauern förmlich an. Die Handgelenksverletzung von Dominic Thiem im Sommer war der erste Dämpfer, Bilder von Thiem gegen Djokovic hätten das Inntal verlassen. Wenigstens war die Pandemie damals laut Ex-Kanzler Sebastian Kurz für Geimpfte vorbei.

Straka hat das ohnedies nicht geglaubt. Er rechnete mit Einschränkungen, mit der 2G-Regel. In Wien hatte sie beim ATP-Turnier Ende Oktober bestens funktioniert, rund 60.000 Zuschauer strömten in die Stadthalle. Noch am 16. November wurde der Daviscup vom Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi gepriesen, die Werbetrommel gerührt. Straka und sein Team hatten die aufwendigen Aufbauarbeiten nahezu abgeschlossen, die Logen, eine Pracht. Und Karten im Wert von einer Million Euro waren weg. Am 19. November wurde der Lockdown verkündet, am Montag ist er in Kraft getreten. Straka hatte den wirtschaftlichen Scherben auf.

Kein Schutzschirm

Dem STANDARD sagte er: "Es gibt für Einzelveranstaltungen keinen Schutzschirm, das wurde aus für mich fadenscheinigen Gründen abgelehnt. Ich will nicht jammern, aber es kann nicht sein, dass ich komplett übrig bleibe." Das Budget betrug rund fünf Millionen Euro, alles im Eimer. Straka: "Es war nicht möglich, die Veranstaltung kurzfristig abzugeben. Das wäre auch mit Blick auf die Zukunft nicht klug gewesen." Zur Klarstellung: "Natürlich ist der Lockdown aus gesundheitlichen Gründen eine Notwendigkeit."

Der ÖTV ist laut Geschäftsführer Thomas Schweda "mit einem leichten blauen Auge davongekommen. Aber es ist trotzdem schlimm. Wir wollten ja ein Tennisfest feiern." Der Weltverband hat wegen der Pandemie das Preisgeld um ein Drittel reduziert. Es bleiben dem nationalen Verband somit 200.000 Euro, die Spieler teilen 100.000 untereinander auf. Kapitän Stefan Koubek nominierte neben Novak noch Gerald Melzer, Jurij Rodionov und das Doppel Oliver Marach / Philipp Oswald. Der Platz ist übrigens recht langsam. Koubek sagte, es sei sehr bitter, "vor leeren Tribünen zu spielen. Aber wir müssen aus der Situation das Beste machen."

Am Donnerstag eröffnen Frankreich und Tschechien. Fotografen und Ballkinder sind erlaubt. Straka sagt: "Vielleicht sitzen viele Leute vor dem Fernseher, im Lockdown ist eh nichts anderes möglich." (Christian Hackl, 24.11.2021)