Auf den ersten Blick erscheint diese sehr futuristisch anmutende Yacht wie eines der Angeberschinakeln, mit denen sich die Multimilliardäre dieser Welt gerne schmücken. Oder wie das Hauptquartier eines Superschurken aus einem Bond-Streifen.

Tatsächlich spart die Earth 300 nicht mit technischen Superlativen. Angetrieben mit Atomenergie, ist sie mit 300 Metern Länge und einer Breite von 46 Metern länger als die Titanic. Es gibt 20 VIP-Kabinen, einen Hubschrauberlandeplatz, 165 Personen zählt die Crew. Doch spätestens wenn man liest, dass sich auch 22 "hochmoderne" Labors an Bord befinden und eine 13-stöckige "Wissenschaftskugel" (das ist das spacige Dinge in der Mitte des Schiffs), merkt man, dass mehr dahintersteckt. Vielleicht ist sie doch für einen Superschurken gedacht?

300 Meter lang und 46 Meter breit soll die Earth 300 sein.
Foto: Earth 300/Iddes Yachts

In Wirklichkeit handelt es sich bei der Earth 300 um ein Forschungsschiff, das den Klimawandel untersuchen soll. Das von dem Schiffbauingenieur Iván Salas Jefferson, dem Gründer von Iddes Yachts, entworfene Schiff mit dem radikal aerodynamischen Design ist als "extreme Technologieplattform" gedacht, die Robotik, künstliche Intelligenz und Quantencomputer einbezieht, um die besten und klügsten Köpfe aus einer Vielzahl unterschiedlicher Forschungsgebiete anzuziehen, wie es auf der zugehörigen Website heißt.

"Fackel der Wissenschaft"

Man erfährt auch, wie viel die Forschungsyacht kosten soll: Derzeit liegt der Preis für das Schiff, das vom polnischen Schiffbauunternehmen NED gebaut wird, zwischen 500 und 700 Millionen Dollar (445 bzw. 623 Millionen Euro). In der "Wissenschaftskugel" sollen führende Klimawissenschafter untergebracht werden, die mithilfe der hochmodernen Technologie des Schiffs innovative Lösungen entwickeln sollen.

Voraussichtlich 2025 wird das Forschungsschiff in See stechen.
Foto: Earth 300/Iddes Yachts

Das Schiff verfügt zudem über eine Aussichtsplattform am Bug sowie eine Auswahl an fortschrittlichen Unterwasser-Expeditionsfahrzeugen für die Erforschung der Tiefsee. "Das Schiff wird Merkmale aufweisen, die man auf Kreuzfahrt-, Expeditions-, Forschungs- und Luxusyachten findet, aber es wird nichts von alledem sein", wird Aaron Olivera, der Geschäftsführer von Earth 300, bei "Architectural Digest" zitiert. "Wir wollten die olympische Fackel der globalen Wissenschaft bauen, um unser Wissen und unser Verständnis des Universums zu erweitern, sowohl über als auch unter der Meeresoberfläche."

Die Liste der Unterstützer des Projekts ist lang. Sie umfasst IBM, Triton Submarines, Eyos Expeditions und Rina, ein international führendes Unternehmen bei maritimer Sicherheit. Terrapower, das von Bill Gates gegründete Unternehmen für nukleare Innovation, hat die Technologie für den Salzwasserreaktor an Bord entwickelt, der emissionsfreie Energie liefern soll.

Earth 300 wird voraussichtlich im Jahr 2025 starten und Platz für 160 Wissenschafter sowie Dutzende von Experten und Forschungsstudenten bieten. Außerdem wird es Plätze für 40 VIP-Gäste geben, die jeweils drei Millionen Dollar (2,7 Millionen Euro) für das Privileg, mit an Bord sein zu dürfen, bezahlen sollen. Das ist mehr als das Zehnfache des Preises für einen Platz bei Virgin Galactic, heißt es bei "Architectural Digest". (red, 26.11.2021)