Der Zuschauerraum des Theaters an der Wien fasst mehr als 1.000 Menschen.

Foto: Peter M. Mayr

Wien – Der Wiener Stadtrechnungshof überprüfte das Geschäftsgebaren des Theaters an der Wien und will dabei einige Mängel festgestellt haben. Das Opernhaus, das sich im Verband Vereinigte Bühnen Wien zusammen mit dem Raimund-Theater und dem Ronacher zu 100 Prozent im Besitz der Stadt bzw. der Wien Holding befindet, habe zuletzt bei sinkenden Besucherzahlen erhöhten Subventionsbedarf gehabt.

Konkret stoßen sich die Prüfer daran, dass sich der Zuschussbedarf pro Besucher von 297 Euro im Jahr 2018 auf 311 Euro pro Gast im Jahr 2019 erhöhte. Im Zeitraum 2010 bis 2017 habe der durchschnittliche Zuschussbedarf nur 255 Euro pro Ticket betragen. Der Stadtrechnungshof empfahl daher, zu diesem Wert zurückzukehren bzw. diesen nach Möglichkeit zu unterschreiten.

Gleichzeitig verwiesen die Prüfer darauf, dass die Besucherzahlen von im Schnitt 77.000 in den Jahren 2010 bis 2017 auf 64.000 (2018) sanken, auch 2019 war ein Rückgang von rund 7,5 Prozent zu verbuchen. Der Eigendeckungsgrad, eine Kennzahl, die angibt, zu welchem Teil sich ein Kulturbetrieb ohne Subvention selbst tragen kann, lag 2019 bei 20,6 Prozent. In den Jahren 2010 bis 2017 lag dieser noch bei 22,1 Prozent. Zum Vergleich: Der Eigendeckungsgrad der Volksoper lag 2018/19 ähnlich bei 21 Prozent, jener der Staatsoper hingegen bei 46,2 Prozent.

Als Lösung regte der Stadtrechnungshof an, weniger Stücke zu spielen, diese allerdings öfter. Schließlich übten die Prüfer noch Kritik am Markenkonzept des Theaters an der Wien: In der Bevölkerung sei die Botschaft, dass es sich mittlerweile um ein reines Opernhaus handelt, noch nicht angekommen. Zur Erklärung: Bis 2005 wurde im Theater an der Wien Operette und Musical gespielt, erst danach wurde es unter der bis heute andauernden Intendanz von Roland Geyer als Opernhaus positioniert.

"Ja, Oper kostet"

Beim Theater selbst und den Vereinigten Bühnen Wien (VBW) nimmt man die Kritik gelassen hin. Für VBW-Chef Franz Patay sind die Kennzahlen einfach zu erklären, wie er auf STANDARD-Anfrage sagt: Der Mehrbedarf an Zuschüssen habe mit den normalen Personalkostensteigerungen zu tun, die Jahr für Jahr zu stemmen sind. "Da bleiben für einen Kulturbetrieb zwei Möglichkeiten: Tickets teurer machen oder mehr Subvention, wir entscheiden uns für Letzteres."

Eine Reduktion der Produktionen, wie der Rechnungshof anregt, hält Patay im Sinne der Kunst für wenig sinnvoll: Man könne ja nicht nur mehr ein paar wenige Publikumsreißer spielen und darüber hinaus nichts Neues wagen. Das Haus sei international künstlerisch hochangesehen, habe Preise gewonnen.

Der Besucherrückgang in absoluten Zahlen ergebe sich laut Patay daraus, dass zuletzt häufiger in der Kammeroper, mit der eine Kooperation besteht, gespielt wurde: Diese hat aber im Gegensatz zum Theater an der Wien nicht über 1000, sondern nur 250 Sitzplätze. Über die Fortführung der Kooperation werde man beratschlagen, heißt es.

Generell hält Patay aber fest, dass "die Auslastungszahlen konstant über 90 Prozent liegen, zuletzt bei 93 Prozent, wir sind fast ausverkauft, die Qualität ist hoch und ja, Oper kostet, Oper ist ein Subventionsbetrieb, nicht nur bei uns". Gegenüber dem Rechnungshof argumentiert man zudem, dass jeder Subventions-Euro über Umwegrentabilität 2,9-mal zurückkomme.

Dass die Marke als Opernhaus noch nicht flächendeckend von der lokalen Bevölkerung angenommen werde, wisse man aus selbst angestellten Befragungen, sagt Patay. Man werde die Marketingstrategie weiter anpassen. Fakt sei aber, dass zwei Drittel der Besucher aus Wien kommen. "So unbekannt kann das Haus also nicht sein." (Stefan Weiss 26.11.2021)