0:2.

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Es sei zum x-ten Mal erwähnt, dass Geisterspiele den Fußball beleidigen, andererseits hat die Pandemie schon noch dramatischere Auswirkungen auf unser aller Leben. Das erste Match im vierten bundesweiten Lockdown war trotzdem ein Schlager, Rapid gegen West Ham United am 25. November in der Europa League Gruppe H, das hat was. Halt keine Zuschauer im Allianz Stadion. Das Match wäre ausverkauft gewesen.

Um nicht der totalen Depression anheimzufallen, hat sich Rapids Interimstrainer Steffen Hofmann etwas einfallen lassen. Wie sagte er doch im Vorfeld? "Wir müssen Mut an den Tag legen und werden es auch tun." Die drei Teamspieler Marco Grüll, Ercan Kara und Maximilian Ullmann saßen jedenfalls auf der Bank, der 41-jähige Hütteldorfer "Fußballgott" traut sich was. Da er keinen Trainerschein besitzt und auch keinen besitzen möchte, hat er keine Konsequenzen zu befürchten. Das Trio wirkte zuletzt überspielt, vielleicht wurde es auch nur für den Sonntag, das Schlagerspiel der Bundesliga in Ried, geschont. Es stürmte der Japaner Kohya Kitagawa, der geschasste Didi Kühbauer hatte nicht viel (eigentlich gar nichts) von ihm gehalten. Kitagawa soll im Training positiv aufgefallen sein.

Rotation oder Luxus

West Ham-Coach David Moyes, der einen Trainerschein hat und immer haben wollte, bot nur drei Stammkräfte auf (Bowen, Soucek, Dawson). Das nennt man Rotation oder auch Luxus. Am Sonntag gastieren die "Hammers", sie sind in der Premiere League Vierte, bei Manchester City. Vor mehr als 50.000 Zuschauern.

In der Wiener Leere übernahm der Gast sofort das Kommando. West Ham spielte mit Rapid "suchs Balli" oder "Katz und Maus", die Londoner zogen ein Powerplay auf, allerdings ohne allzu viele Großchanen zu kreieren. Jarrod Bowen sorgte aber schon für Gefahr (6.). Rapid war maximal bemüht, speziell in der ersten Viertelstunde gespenstisch überfordert. Dann wurde es einen Hauch besser, Taxi Fountas und Kelvin Arase schossen fast aufs Tor. West Ham blieb dominant.

Staubtrocken

39 Minute: Flanke Nikola Vlasic, der Ukrainer Andrej Jarmolenko überspringt Verteidiger Martin Moormann um gefühlte drei Meter, köpfelt gegen die Laufrichtung von Keeper Paul Gartler das 0:1. Nachspielzeit: Kapitän Maximilian Hofmann foult Jarmolenko im Strafraum, den Elfer verwandelt Mark Noble staubtrocken zum 0:2. Trotz dieser Hoffnungslosigkeit musste Rapid zur zweiten Halbzeit antreten, den Schaden begrenzen.

59. Minute: Kara und Grüll rein, Kitagawa und Christoph Knasmüllner raus. Im Match ist der Japaner jedenfalls überhaupt nicht positiv aufgefallen, aber das nächste Training kommt bestimmt. West Ham vergab zwei Hochkaräter, Filip Stojkovic rettete einmal kurz vor der Linie. Der Wille war Rapid natürlich nicht abzusprechen, diese Minimalanforderung wurde erfüllt. Die Frage, ob eventuell 23.000 Fans, der zwölfte Mann, Kräfte freigesetzt hätten, ist dumm, weil nicht zu beantworten.

Das Parallelspiel zwischen Dinamo Zagreb und KRC Genk endete 1:1. Rapid bleibt Letzter, kann noch Dritter werden und in die Conference League umsteigen. Sofern am 9. Dezember in Genk gewonnen wird. Aber das ist Kaffeesudleserei. Wichtiger ist der Sonntag, das Match in Ried. Gruppensieger West Ham reist zu Manchester City. Diesen Unterschied hat man am 25. November im leeren Allianz Stadion sehr deutlich gesehen. (Christian Hackl, 25.11.2021)

Fußball-Europa-League – Gruppe H, 5. Runde:

SK Rapid Wien – West Ham United 0:2 (0:2).
Wien, Allianz Stadion, keine Zuschauer erlaubt (wegen Corona-Pandemie), SR Iwanow (RUS)

Tore: 0:1 (40.) Jarmolenko

0:2 (45.+2) Noble (Elfmeter)

Rapid: Gartler – Stojkovic, Aiwu, Hofmann, Moormann – Petrovic, Ljubicic (91. Grahovac) – Arase (75. Ballo), Knasmüllner (59. Grüll), Kitagawa (59. Kara) – Fountas (91. Strunz)

West Ham: Areola – Coufal, Dawson, Diop, Masuaku (77. Fredericks) – Noble, Soucek (65. Benrahma), Lanzini (65. Fornals) – Bowen (65. Kral), Jarmolenko, Vlasic (78. Perkins)