Spendengala im Lockdown im "Dancing Stars"-Ballroom am Mittwochabend.

Foto: Screenshot ORF TVthek

Vizekanzler Werner Kogler und Kanzler Alexander Schallenberg bei der "Licht ins Dunkel"-Gala.

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Wien – Eine große Fernsehgala mit Bundespräsident, Bundeskanzler, Vizekanzler und Gesundheitsminister gemeinsam im TV-Studio just in Zeiten des Lockdowns? Das zumindest widersprüchliche Bild der Gala zur großen ORF-Charity "Licht ins Dunkel" am Mittwochabend rief heftige Kritik in sozialen und klassischen Medien hervor. Was sagt der ORF dazu?

"Die 'Licht ins Dunkel'-Gala ist – wie alle ORF-Studiosendungen – eine TV-Produktion und keine Veranstaltung", erklärt ein ORF-Sprecher auf Anfrage. "Die Gäste im Studio waren alle Mitwirkende an der Gala, die im Laufe des Abends auch Spenden an den Telefonen entgegengenommen haben. In dieser Funktion waren sie Teil der Produktion." Der Sprecher betont zudem: "Sämtliche Mitwirkenden waren 2G-überprüft und tagesaktuell getestet."

"Falscher Eindruck – keine Aftershow-Party"

Der ORF reagierte Freitagnachmittag per Aussendung auch auf Medienberichte über eine "Aftershow-Party" nach der TV-Gala: "Es gab nach Ende der live übertragenen TV-Produktion keine Aftershow-Party. Nach der Live-Sendung wurden die Mitwirkenden, die sich 180 Minuten in den Dienst der guten Sache gestellt haben, verabschiedet."

Es habe "ungefähr 35 Minuten" gedauert, "bis die letzten anwesenden Politikerinnen und Politiker sowie Prominente, die an den Spendentelefonen saßen, den ORF verlassen hatten." Der ORF betont: "Dabei wurden offenbar von einzelnen Mitwirkenden Erinnerungsfotos gemacht, die aus dem Kontext gerissen den falschen Eindruck einer Partysituation erwecken können. Nach der Verabschiedung verließen in weiterer Folge auch die an der Produktion beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Produktionsort."

Strobl: Minister mussten zu Fuß kommen

Pius Strobl leitet im ORF den Bereich Humanitarian Broadcasting und ist damit insbesondere für "Licht ins Dunkel" zuständig, zugleich für Sicherheit im ORF. Er verweist im Gespräch mit dem STANDARD auf strenge 2G- und Testkontrollen aller Teilnehmer. Drei Minister mussten das letzte Stück zu Fuß zum ORF-Zentrum kommen, weil alle Besucher vorab anzumelden waren – und ihre Fahrer nicht angemeldet wurden.

Im ORF-Studio waren laut Strobl bei der Gala 100 Menschen anwesend. Das Studio biete üblicherweise Platz für 300 Menschen, mit Tribüne für 480.

Strobl erklärt das Festhalten an der Gala auch in Lockdown-Zeiten so: Neben dem guten Zweck sei die TV-Show auch "ein Stück Normalität" in einer Zeit, in der sich das Land spalte, Menschen Vertrauen und Verständnis verlören. Die Veranstaltung habe Hoffnung und Zuversicht demonstrieren wollen. Und sie habe schon mit der besonders hohen Spendenbereitschaft gezeigt, "wie toll das Land ist", auch in dieser schwierigen, deprimierenden Zeit.

Mehr als drei Millionen Euro eingesammelt

Laut ORF wurden am Abend der Gala bis 24 Uhr 3.372.150 Euro eingesammelt, die über den Verein Licht ins Dunkel an Sozialprojekte gehen. Im Vorjahr erreichte die Spendengala rund 2,4 Millionen Euro.

Die Gala sahen in ORF 2 durchschnittlich 565.000 Menschen – der Höchstwert lag bei 682.000. (red, 26.11.2021)