"Wie eine kleine Oase in der Wüste" – so beschreibt Emilia Roig die Community, die sie während ihres Studiums fand. Wo sie "eine Pause vom ständigen Widerstand einlegen konnte, gegen das Gefühl, falsch zu sein".

Wo ihr klar wurde, dass viele ihrer persönlichen Erfahrungen "Teil eines größeren kollektiven Phänomens waren". So ein Gefühl vermittelt die französische Autorin mit ihrem Buch Why We Matter auch ihren Leserinnen und Lesern, vor allem dann, wenn sie selbst von Diskriminierung betroffen sind.

Emilia Roig, "Why We Matter". 22,90 Euro / 397 Seiten. Aufbau, 2021
Cover: Aufbau Verlag

Die in Berlin lebende Politologin zeigt darin unbewusste Diskriminierungsmuster im Alltag auf, etwa in der Familie, bei der Arbeit, in Wissenschaft und Medizin, bei der Polizei und vor Gericht. Dabei behält sie stets einen intersektionalen Blick: Neben Rassismus geht es also auch um Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Behinderung und vor allem darum, wie verschiedene Formen der Unterdrückung ineinandergreifen.

Machthierarchien erkennen und bekämpfen

Die Autorin und Gründerin des Center for Intersectional Justice in Berlin spricht aus Erfahrung: Als Tochter eines in Algerien geborenen jüdisch-französischen Vaters und einer Mutter aus Martinique, als Enkelin eines offen rassistischen Großvaters und als queere Frau hat sie Ausgrenzung auf mehreren Ebenen erlebt. Damit vermittelt sie einen lebensnahen und stets nachvollziehbaren und bereichernden Zugang zum Thema.

Roig beschreibt die Diskriminierung nicht nur, sondern veranschaulicht auch, wie Machthierarchien und Systeme der Unterdrückung erkannt und bekämpft werden können. Auch wenn vielleicht nicht alle Leserinnen und Leser etwas mit ihrem Ansatz der radikalen Selbstliebe oder Spiritualität anfangen können, gibt sie doch hilfreiche Tipps auf dem Weg in eine gerechtere Welt. Menschen mit Privilegien müssen lernen, mit Schuld umzugehen. Menschen, die Unterdrückung erleben, brauchen Raum für Heilung.

Trotz der Diskriminierung, die sie auf so vielen Ebenen veranschaulicht, bleibt ein positiver Blick auf das Ganze, nämlich in Richtung Zukunft. Roig sieht in Bewegungen wie #MeToo, Black Lives Matter und Fridays for Future viel Potenzial – und vor allem: Macht zur Veränderung. Diese Bewegungen – und auch der Widerstand dagegen – sind für sie ein Zeichen dafür, dass diskriminierende Strukturen und Hierarchien zumindest beginnen zu bröckeln. (Noura Maan, ALBUM, 5.12.2021)