Die Künstlerin, Musikerin und Bar-Betreiberin Babsi Bandi hat sich im Wiener Westen ein Reich geschaffen, in dem sie mit einem blauäugigen Hund und einer einohrigen Katze zusammenlebt. Vor dem Haus steht ihr Bulli.

"Ich wohne ja im kleinsten Haus mit den meisten Zimmern. Ich sitz hier im Wohnzimmer, also eigentlich hocke ich nur, denn das Sitzmöbel ist schon von meiner Hündin Frida in Besitz genommen.

Babsi Bandi – im Bild mit Hündin Frida – hat ihr Hexenhäuschen durch Zufall gefunden.
Foto: Lisi Specht

Neben mir befindet sich das Arbeitszimmer, in dem ich mich als Künstlerin, Komponistin, Cocktailbar-Betreiberin und mutige Start-up-Erfinderin verwirkliche. Und hinter mir ist das Musikzimmer mit circa drei Quadratmetern, mitsamt Piano, Gitarre, Bass-Ukulele, Verstärker und einem kleinen Globus, damit man in dieser komischen Zeit nicht vergisst, wie groß die Welt ist.

Die Möbel sind alle geschenkt, ich habe – wenn ich mich nicht irre – kein einziges Möbelstück jemals selbst gekauft. Die weiße Omama-Kommode ist von einer Freundin, die wusste, dass ich auf solche Sachen stehe. Sie war grad am Umeinrichten, hat daraufhin zwei Typen im Café angesprochen, ob die ein großes Auto hätten, und eine Stunde und zwei Joints später war das Ding bei mir. Außerdem habe ich einen urschweren Sandsteintisch, den meine Mutter mal in Äthiopien gefunden hat. Ha, nein! Die rote Kunstleder-Noppenwand hinter dem Apple, die habe ich doch selbst gekauft! Eine zweckentfremdete, um 90 Grad gedrehte Garderobenrückwand.

Fast alle Möbel hat Babsi Bandi geschenkt bekommen.
Fotos: Lisi Specht

Ich wohne im 14. Bezirk, im westlichsten Eck von Wien, weit hinter Hütteldorf, in der sogenannten Kordonsiedlung, wo die Straßen nach Blumen und Bäumen benannt sind: Ulmenstraße, Waldmeistergasse, Zyklamengasse. In einer dieser serpentinenartigen Blumengassen wohne ich, und zwar in einem gemieteten Hexenhäuschen mit schätzungsweise 60 Quadratmeter Wohnfläche. Gefunden habe ich das Haus vor zehn Jahren, als ich meine beste Freundin besucht habe, da war an einem der Gartentore ein handgeschriebener Zettel zu sehen: ,Liegenschaft zu vermieten!‘ Ich musste einfach zuschlagen.

Die untere Etage wurde 1911 als Kleingartenhäusl errichtet, in den letzten Jahrzehnten ist das Ding dann nach und nach ausgebaut worden. Wenn man in einem der Zimmer auf dem Boden eine Glasmurmel hingelegt hatte, dann rollte sie mit Karacho durchs ganze Zimmer. Das ist schon längst behoben, aber irgendwie habe ich noch immer das Gefühl, dass sich das ganze Haus nach Mount Tittistan neigt, zu den beiden Hügeln im Westen, die sich mit ziemlich weiblichen Wölbungen aus dem Wienerwald in den Himmel stemmen. Vor zwei Jahren ist dann noch mein Mitbewohner Dimi eingezogen, der freut sich über die beiden Titten noch mehr als ich.

Mit ihrem Bulli hat sich Babsi Bandi einen Kindheitstraum erfüllt. Auch er war ein Zufallsfund.
Fotos: Lisi Specht

Zettel und Zufälle ziehen sich durch mein Leben. Als Kind wollte ich immer VW-Bulli-Mechanikerin werden. Das Universum wollte es, dass sich dieser Traum eines Tages im Jahr 2017 erfüllen sollte. Auf Facebook habe ich gepostet: ‚Suche Bus mit Kühlschrank, Matratze, Hund für Reise durch Europa. Das ist der Plan!‘ Daraufhin hat mir ein Facebook-Freund geschrieben, dass jemand einen hellblauen Bulli habe, sogar mit einer eingebauten, voll funktionstüchtigen Bulli-Bar, und meinte, ich könne gar nicht widerstehen, weil auf der Karosserie bereits meine Initialen zu sehen seien: BB.

Kurz darauf war ich zum ersten Mal im Leben Bulli-Besitzerin. Ein Bulli T2, Baujahr 1975, super Zustand. Am meisten taugt mir, dass die Kinder an der Kreuzung mit dem Zeigefinger alle auf meinen hellblauen Bulli zeigen und sich voll freuen. Ich habe eine Schanklizenz und einen Gewerbeschein für Lieferservice, und im Sommer, wenn in Österreich irgendwelche Festivals stattfinden, düse ich mit meinem Bulli durch die Städte und verkaufe Drinks und selbstgemixte Cocktails.

Ich führe ein schönes Leben – mit so vielen Dingen, die mir Spaß machen und mich beschäftigen! Es ist ein richtiges Bandiversum mit Chilis, Physalis, Tomaten, Artischocken, Kartoffeln, vier Kilo schweren Zucchini und namenlosen Pflanzen, die viel Spaß machen. Jedes Ding hat seine Geschichte, jeder Moment ist ein Genuss. Bin schon gespannt, was morgen und übermorgen sein wird." (29.11.2021)