Das Ulster Hospital ist ein Lehrkrankenhaus in Dundonald in der nordirischen Grafschaft Down. Es bietet, wie es heißt, Akutdienste in den Gemeindegebieten North Down, Ards und Castlereagh sowie in Ost-Belfast an.

Am 4. August 2018 ist ein solcher Notdienst gefragt. Da wird einer eingeliefert, dessen Sauerstoffsättigung bei 30 Prozent liegt, seine linke Lunge ist kollabiert, der rechten geht es nicht viel besser. Einer, der zehneinhalb Stunden lang im offenen Meer gekrault ist. Freiwillig.

Attila Mányoki mit Martin Schauhuber, "Oceans Seven". 16,79 Euro / 199 S. 2021. Erhältlich bei Amazon
Cover: verlag

Attila Mányoki wollte durch den North Channel von Nordirland nach Schottland schwimmen. Wenn der Ärmelkanal der Mt. Everest ist, ist der North Channel der K2. Die Königsetappe im Marathonschwimmen. Allein der North Channel fehlt Mányoki noch auf seinem Weg zum Rekord in den "Oceans Seven", wie die Sammlung der schwierigen Meeresengen heißt.

Den Ärmelkanal, die Tsugaru-Straße (Japan), den Moloka’i (Hawaii), den Santa-Catalina-Kanal (Kalifornien), die Cook-Straße (Neuseeland) und die Straße von Gibraltar hat er schon hinter sich gebracht. Doch der North Channel schüttelt ihn ab. Schon beim ersten Versuch haben sie Mányoki bewusstlos ins Begleitboot gezogen. Beim zweiten Versuch landet er im Ulster Hospital und in einem künstlichen Koma.

Was treibt ihn an?

Nicht nur die Betreuer bangen in Nordirland um Mányokis Leben, sondern auch Martin Schauhuber. Der STANDARD-Redakteur mit Ungarn-Affinität hat den Schwimmer 2016 zum ersten Mal getroffen, "für eine G’schicht". Doch bald war ihm klar: "Das ist viel mehr als eine G’schicht, das ist ein Buch." Und deshalb ist Schauhuber mit zum North Channel gekommen, deshalb saß er auch im Begleitboot, deshalb hat er gesehen, wie Mányoki den unzähligen Quallen am Ende gar nicht mehr ausweichen konnte.

Wie ist Attila Mányoki so geworden? Was treibt ihn an? Warum gibt er nie auf? Warum, um alles in der Welt, nimmt er noch einen dritten North-Channel-Anlauf? Mányoki und Schauhuber haben viele Stunden miteinander verbracht, geredet. Das Ergebnis kann sich lesen lassen, auf Englisch übrigens. 190 textlastige Seiten. Aber die besten Bilder entstehen beim Lesen sowieso im Kopf. (Fritz Neumann, ALBUM, 14.12.2021)