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Lush hat seine Auftritte bei Facebook, Instagram, Tiktok und Snapchat stillgelegt.

Foto: AP/Richard Drew

Mit einer Reihe von Dokumenten und Auftritten sorgte die ehemalige Facebook-Managerin Frances Haugen für weitere Einblicke hinter die Kulissen des Unternehmens (das nun Meta heißt) und Social Networks. Und da diese nicht unbedingt ein gutes Bild vermittelten, setzte sich der nunmehr Jahre andauernde Reigen an schlechten Nachrichten für und über den Konzern nahtlos fort.

Einer der Punkte der oft angesprochen wurde, ist eine interne Studie, aus der sich negative Auswirkungen für Teenager bei der Nutzung von Instagram ableiten lassen – insbesondere im Bezug auf junge Frauen. Bei Meta bemühte man sich, die Bedeutung dieser Untersuchung im Nachhinein herunter zu spielen. So erklärte man, dass diese auf den Daten von nur 40 Jugendlichen basiere und warf dem Wall Street Journal, das zuerst berichtet hatte, eine einseitige Darstellung vor, zumal die Wahrnehmung des eigenen Körpers die einzige Kategorie gewesen sein soll, für die mehrheitlich negative Antworten gegeben worden waren.

Beim Kosmetikhändler Lush scheint man mit dieser Erklärung nicht zufrieden. Das Unternehmen hat am Black Friday vier seiner Social Media-Auftritte global stillgelegt, nämlich Facebook, Instagram, Snapchat und Tiktok. So wie die Effekte des Klimawandels Jahrzehnte lang ignoriert und verharmlost wurden, sei dies nun auch der Fall bei schweren Auswirkungen von sozialen Medien auf Jugendliche, begründete man den Schritt in einer Pressemitteilung.

"Wir reden hier über Suizid"

Auf der Website finden sich "Anti-Social-Media-Grundsätze", in denen man sich zwar deklariert, "neueste Kommunikationsmittel" nutzen zu wollen, aber auch Bedingungen dafür festlegt. So sollten die Plattformen nicht zu stark in die Kommunikation eingreifen, transparent mit Einnahmequellen, kommerziellen Absichten und der Verwendung von Nutzerdaten umgehen. Weites sollen Nutzer vor Belästigungen und Manipulationen geschützt werden, keine Algorithmen eingesetzt werden, die extreme oder negative Inhalte für gesteigertes "Engagement" bevorzugen und zu guter Letzt ein "gesundes Nutzungsverhalten" gefördert werden.

CEO Mark Constantine schätzt den möglichen Einnahmenverlust durch den Verzicht auf die Präsenzen gegenüber dem Guardian auf zehn Millionen britische Pfund (rund 11,8 Millionen Euro). Dennoch sei er "froh" über diesen Tausch. "Wir reden hier über Suizid, nicht darüber (…]) ob jemand sich seine Haare blond färben soll. Wie könnten wir sagen, dass wir ein verantwortungsvolles Unternehmen sind, wenn wir uns so etwas [Anm.: gemeint ist die Facebook-interne Untersuchung] ansehen und es uns egal ist?"

Abschied soll diesmal dauerhaft sein

Alleine auf Facebook und Instagram erreichte Lush zuletzt 10,6 Millionen Nutzer. Allerdings gibt es Zweifel daran, dass es ein dauerhafter Abschied von den Plattformen ist, zumal Lush laut seinen Grundsätzen die Auswahl der genutzten Plattformen auf deren Basis immer wieder ändert. Zudem hatte man sich schon 2019 schon einmal einige Zeit von Facebook und Instagram verabschiedet, weil man es leid war, "mit den Algorithmen zu kämpfen."

Diesmal, so verspricht Constantine, sei es aber ein dauerhafter Abschied. Denn man habe die Auftritte aus ehrlichen Gründen stillgelegt. Kehrte man wieder auf die Plattformen zurück, würde man sich zum Gespött machen. (gpi, 27.11.2021)