Der Lauf von Rasmus Kristensen (re) und seinen Salzburger Kollegen ist ins Stocken geraten.

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Klagenfurt – Serienmeister Salzburg humpelt dem Herbstende entgegen. Am Samstag kassierten die "Bullen" just bei Aufsteiger Austria Klagenfurt mit dem 1:2 die erste Saisonniederlage und offenbarten wie schon in den vergangenen vier Wochen Verschleißerscheinungen. "Es ist eine Phase, in der wir uns schwertun", gestand Trainer Matthias Jaissle, dessen Truppe trotz der ersten Liga-Niederlage seit 21. April aber immer noch über einen komfortablen 12-Punkte-Abstand auf Platz zwei verfügt.

Dennoch verheißt die Entwicklung für den Rest der Herbstsaison und das Gruppenfinale in der Champions League gegen den FC Sevilla am 8. Dezember nichts Gutes: In den jüngsten sechs Ligapartien gab es bei drei Remis und einer Niederlage nur zwei Siege, die vergangenen sechs Pflichtspiele brachten drei Niederlagen, zwei Remis und lediglich einen Dreier. In den drei Heimpartien gegen Hartberg (4. Dezember) und die WSG Tirol (11. Dezember) bzw. gegen Sevilla, wo ein Remis zum erstmaligen Aufstieg in die CL-K.o.-Phase reicht, könnte man den November vergessen machen.

Rotation ohne Wirkung

Vergessen wollen die Akteure wohl auch den Auftritt im leeren Wörthersee-Stadion. "Es war absehbar", war Jaissle um Contenance bemüht. "Wir haben in den letzten zwei Tagen gemerkt, dass sie aus den letzten Löchern pfeifen." Die Doppelbelastung führt bei der blutjungen Truppe nun scheinbar doch zu einem Abfall in Sachen Konstanz. Dass Jaissle auf vier Positionen rotierte, führte keinen Positiv-Effekt herbei. "Da gibt es keinen Vorwurf", meinte der Deutsche auf "Sky" in Richtung von Nicolas Capaldo, Antoine Bernede oder Daouda Guindo. Die kurzfristige Oberschenkelblessur von Innenverteidiger Maximilian Wöber verschaffte zwar dem zuvor zwei Monate verletzten Kamil Piatkowski ein Blitzcomeback, Jaissle aber keinen Hochgenuss: "Das ist schon bitter, wenn du direkt mit Kamil starten musst nach einer langen Verletzung."

Der junge Pole war freilich weniger der Grund für die Niederlage, sein Kollege in der Defensivzentrale, Oumar Solet, musste sich schon eher an die Nase greifen. Er reklamierte vor dem 1:0 der Klagenfurter Foul, sah bei der Attacke Christopher Cvetkos aber auch nicht gut aus. Schiri Gerhard Grobelnik erkannte nach Videostudium Zweiteres und gab Turgay Gemicibasi den Treffer (30.). "Zum Dank" bekam der Deutsche von den Teamkollegen seinem Versprechen gemäß ("Im Falle eines Sieges") noch in der Kabine einen neuen Haarschnitt verpasst: Jenes übriggebliebene Haardreieck über der Stirn, mit dem einst Ronaldo bei der WM 2002 für Aufsehen gesorgt hatte.

Mutiger Aufsteiger

"Sie haben es heute gut gemacht", musste Jaissle den engagierten, disziplinierten und auch mutigen Auftritt des Aufsteigers loben. "Aber wir müssen uns an der eigenen Nase packen, weil wir gut vorbereitet waren und den Anspruch haben, dominanter aufzutreten und solche Situationen schon im Keim zu ersticken", meinte er im Hinblick auf Klagenfurts Stärken im Umschaltspiel. Beim vorentscheidenden 2:0 (80.) schloss Markus Pink einen schnellen Vorstoß über fünf Stationen ab, die Salzburg-Akteure wirkten dabei eher wie Begleiter.

Und offensiv blieb man einmal mehr vieles schuldig, was einen noch im Oktober ausgezeichnet hatte. "Das tut sehr weh", erklärte Goalgetter Karim Adeyemi zur Niederlage, bei der man fast zum dritten Mal in Folge ohne Tor geblieben wäre. Erst der späte Anschlusstreffer von Rasmus Kristensen (91.) konnte das verhindern. "Wir haben es o.k. gemacht. Neun von zehnmal gewinnen wir dieses Spiel. Aber insgesamt müssen wir es sicher besser machen. Es geht weiter", sagte der dänische Dauerbrenner. Und auch er wies nach seiner 25. Saisonpartie auf die "brutal vielen" Spiele hin.

Dominierender Meister

Für Jaissle kam auch die Ineffektivität seiner spielerisch dominanten Truppe (70 Prozent Ballbesitz) nicht ganz überraschend. "Es so ein bisschen das Lied der letzten Wochen: Dass wir die Chancen nicht genutzt haben", meinte der Deutsche. "Leider waren wir nicht konsequent und beharrlich genug, vor allem im letzten Drittel." Dass man nach gutem Start samt vergebenen Möglichkeiten "anfängt zu hadern" und "nicht mehr die letzte Überzeugung" an den Tag legt, sei "auch normal für so eine junge Truppe", sagte Jaissle. "Ich werde das nüchtern und sachlich analysieren. Das habe ich im Erfolgsfall gemacht. Und jetzt, wo es uns einen Tick schwerer fällt, mache ich es genauso."

Pacult: "Nur drei Punkte"

Das behauptete nach der Partie auch der um drei Punkte schwerere Austria-Coach Peter Pacult. "Es gibt keinen Grund zum Herumtanzen. Auch wenn wir den Meister geschlagen haben, waren es nur drei Punkte, mit denen wir allerdings nicht gerechnet haben", sagte der Wiener, dessen Team im Heimstadion heuer weiterhin ungeschlagen ist – als einziges Team neben Salzburg und – zumindest bis zum Sonntag – Ried. "Wir müssen trotz des Sieges gegen Salzburg am Boden bleiben, denn es warten noch zwei schwere Spiele", meinte er zu den kommenden Duellen mit der WSG Tirol (auswärts) und Sturm Graz (heim).

"Die Burschen haben sich mit großer Leidenschaft in jeden Zweikampf geworfen, aber auch immer wieder mutig nach vorn gespielt. Natürlich gab es Phasen, in denen wir unter Druck standen, aber mit dem nötigen Glück hat es zum Sieg gereicht", betonte Pacult, dessen Elf 17 Punkte hinter Salzburg zumindest bis zum Sonntag auf Platz vier kletterte. "Zum Glück haben wir Salzburg in einer Phase erwischt, wo es bei ihnen nicht so läuft." (APA, 28.11.2021)