Politiker, die harten Lockdown verordneten, geben bei der gut besuchten Spendengala kein gutes Bild ab.

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Der Bundespräsident, Bundeskanzler, Vizekanzler, ORF-General und einige mehr in der Deko von Dancing Stars bei der TV-Gala für Licht ins Dunkel, auf den Tribünen dutzende Gäste. In den Seitenblicken Gruppen tratschender Menschen vor der Gala, ein für die Kamera unmaskierter DJ Ötzi Gerry Friedle freut sich, wie "ganz normal" man sich hier unterhalten kann. Im harten Herbstlockdown gegen die Corona-Pandemie. Und alle ungeimpft, jedenfalls nach dem Stand des österreichischen Impfwesens – am 25. November 2020.

Bundespräsident, neuer Bundeskanzler, alter Vize im ORF-Ballroom. Im Parkett mehr Minister und Promis, etwas dichter, noch immer auf Distanz. Sie werden am Spendentelefon sitzen, wenn sie nicht gerade Handyvideos von Kolleginnen machen. Nach dem Event werden sie bei der – laut ORF – "Verabschiedung" zusammenstehen. Am 24. November 2021 sind alle geimpft oder genesen und, wie vor einem Jahr, getestet.

Die Reaktionen auf die karitative Gala zeigen, wie die Pandemie, Virusvarianten und wieder Lockdown für alle Nerven und Rage freilegen. 2020 null Reaktion. 2021 Aufschrei, parlamentarische Anfrage, Aufruf zur Entschuldigung. Klatschende und tratschende Politiker, die harten Lockdown verordneten, geben kein gutes Bild ab. Doch es ist nicht ihr Bild, das uns am Tratschen und Feiern hindert. Es ist ihr langes Zögern, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen. Und es sind jene, die sich auf Demos über das Bild aufregen – und sich nicht impfen lassen. (Harald Fidler, 29.11.2021)