Die Motorsportwelt trauert um Sir Frank Williams.

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Legenden unter sich: 1982 im Gespräch mit Niki Lauda.

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Der junge Frank Williams 1969.

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London – Die Formel 1 trauert um Sir Frank Williams. Der frühere Teamchef und Mitbesitzer des gleichnamigen britischen Traditionsrennstalls starb am Sonntag im Alter von 79 Jahren, wie seine Familie mitteilte. Sein Team würdigte ihn als "Ikone" und "wahren Pionier" des Sports.

Er war bis zu seinem offiziellen Ausscheiden im September 2020 der älteste Teamchef in der Formel 1. Schon seit langer Zeit weilte er aber nicht mehr bei einem Rennen der Motorsport-Königsklasse. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Jahren verschlechtert.

Rückzug in Monza 2020

Am Freitag sei er ins Krankenhaus eingewiesen worden und dort am Sonntagmorgen friedlich gestorben, hieß es in der Mitteilung. Seine Tochter Claire, stellvertretende Teamchefin, vertrat ihn bereits seit langem an den Grand-Prix-Wochenenden. Nach dem Großen Preis von Italien in Monza 2020 zog sich die Familie aus dem an einen US-Investor verkauften Rennstall zurück.

Triumphe und Tragödien, große Siege und viel Drama – kaum jemand in der Formel 1 hat so viel erlebt wie Williams. Der Brite führte sein Team an die Spitze, die Queen schlug ihm zum Ritter – aber in seinem Auto starb 1994 in Imola auch Ayrton Senna vor den Augen der Welt. Das war die schwärzeste Stunde seiner Karriere. "Viele gaben uns die Schuld dafür. Als hätten wir der Welt ein Gemälde von Michelangelo gestohlen", sagte Williams einmal. Den Unfall von Senna hat er nie verarbeitet.

Persönlicher Schicksalsschlag

Über seinen eigenen Unfall, der sein Leben am 7. März 1986 für immer veränderte, redet Williams viel offener. "Das Auto ist mir plötzlich ausgebrochen, hat sich sechs- oder siebenmal überschlagen, dann habe ich einen stechenden Schmerz in meinem Nacken verspürt", sagte Williams über diesen Schicksalsschlag.

Er versuchte, nach dem Gurt des Mietwagens zu greifen, mit dem er von der Rennstrecke in Le Castellet zum Flughafen fahren wollte – doch Williams konnte seinen Arm nicht mehr bewegen. Seit jenem Tag saß Sir Francis Owen Garbatt Williams, genannt Frank, im Rollstuhl. Er musste danach rund um die Uhr betreut werden.

Beschwerliches Leben

Seinen Unfall betrachtete Williams schnell als Beginn eines neuen Lebens. "Ich sehe es so, Ginny", soll er zu seiner Ehefrau Virginia gesagt haben: "Ich hatte 40 fantastische Lebensjahre. Nun werde ich eben noch 40 Jahre eines völlig anderen Lebens haben."

Williams war bekannt als Kämpfer. Der Sohn eines Offiziers der Royal Air Force durchlebte nach eigenen Angaben eine "schwere Kindheit", nach der Scheidung der Eltern musste er in ein katholisches Internat. Als Rennfahrer war er nicht talentiert genug und chronisch pleite, auch als Mechaniker und Händler gebrauchter Rennwagen war sein Weg beschwerlich.

Er sei damals "der Witz der Branche" gewesen, sagte Williams einst dem Spiegel. Der Durchbruch kam, als er 1977 mit dem damals unbekannten Konstrukteur Patrick Head einen eigenen Rennstall aufbaute.

Williams arbeitete erfolgreich in der Sponsorenakquisition, seine Menschenkenntnis und sein Gespür ließen das Team zum heute immer noch dritterfolgreichsten der Formel-1-Geschichte werden.

Sieben WM-Titel

Die meisten Triumphe feierte der Rennstall übrigens nach Williams' Unfall: Fünf der sieben Fahrer-Titel und sieben von neun WM-Titeln in der Konstrukteurs-Wertung gewann Williams nach 1986.

Topstars wie Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost oder Senna fuhren für Williams. Auch der mittlerweile zurückgetretene Weltmeister Nico Rosberg fuhr von 2006 bis zu seinem Wechsel 2010 zu Mercedes für Williams. "Es ist unglaublich, was er geleistet hat. Ich respektiere ihn vor allem als Person sehr", sagte Rosberg über Williams. (sid, APA, red, 28.11.2021)