Keine Frage: Bahnfahren ist in in einer Zeit, in der endlich über die Klimakrise diskutiert wird. Deshalb arbeiten alle möglichen Unternehmen in ganz Europa an brandneuen Zugstrecken und -diensten, die Bahnreisen quer über den Kontinent viel attraktiver machen könnten. Hier sind fünf, die das Reisen in Europa in den kommenden Jahren revolutionieren könnten.

Rail Baltica: von Polen nach Finnland.

Eine umweltfreundliche Verbindung zwischen Polen und Finnland

In der nordöstlichen Ecke Europas gelegen, will das Projekt Rail Baltica Polen und Finnland über Estland, Lettland und Litauen miteinander verbinden. Dabei handelt es sich nicht um eine gewöhnliche (zugegebenermaßen sehr lange) Zugstrecke. Rail Baltica verspricht, dass sie besonders umweltfreundlich sein wird: Die Züge werden vollständig elektrisch betrieben, die Strecke wird Naturschutzgebiete umgehen, und es wird Tierpassagen geben, um die Tierwelt zu schützen.

Das Projekt soll bis 2026 abgeschlossen sein, wobei der letzte Abschnitt zwischen Tallinn und Helsinki zunächst mit Fähren bedient wird. In nicht allzu ferner Zukunft könnte ein Unterwassertunnel unter dem Finnischen Meerbusen Helsinki und Tallinn mit dem Zug verbinden und so einem der am weitesten entfernten Staaten der EU eine direkte Verbindung nach Mitteleuropa ermöglichen.

Midnight Trains: Das französische Start-up sieht sich als moderne Alternative zum Orient-Express.
Foto: Midnight Trains

Feine Schlafwagenzüge

Der Nachtzug erlebte in den vergangenen Monaten eine Renaissance. Nicht zuletzt durch das Nightjet- beziehungsweise Euronight-Netz. Es wird von den ÖBB sowohl eigenwirtschaftlich als auch in Kooperation mit den Partnerbahnen in der Schweiz (SBB), in Italien (Trenitalia), in Frankreich (SNCF) und in den Niederlanden (NS) geführt. Bis 2024 sollen fünf weitere internationale Strecken eingerichtet werden. Dann kann man beispielsweise von Zürich nach Barcelona mit dem Nightjet fahren.

Das französische Start-up Midnight Trains wiederum will Nachtzüge zwischen rund einem Dutzend Destinationen auf dem ganzen Kontinent wieder auf den Markt bringen. Die Midnight-Routen, die als Hotels auf Schienen und moderne Alternative zum Orient-Express angepriesen werden, konzentrieren sich auf Paris und führen die Fahrgäste bis nach Edinburgh, Porto und Kopenhagen. Die erste Strecke wird 2024 in Betrieb genommen.

Hochgeschwindigkeitszug von Nevomo.
Foto: Nevomo

"Hyperloop"-Kapseln als Gamechanger

Mit Nevomo steht Europa kurz vor seinem ersten Hochgeschwindigkeits-"Hyperloop"-Netz. Die erste Strecke des Unternehmens, die 2023 in Betrieb genommen werden soll, wird Passagiere in nur 35 Minuten zwischen den polnischen Städten Krakau und Danzig befördern. Zum Vergleich: Mit einem normalen Zug dauert die Fahrt rund sechs Stunden.

Eine superschnelle Verbindung zwischen zwei polnischen Städten mag für die meisten Europäer nicht besonders revolutionär erscheinen. Aber der Nevomo könnte Auswirkungen auf die Verkehrssysteme in der ganzen Welt haben. Seine "Gondeln" können angeblich auf bestehenden Bahnstrecken betrieben werden (mit einer Geschwindigkeit von bis zu 550 Kilometern pro Stunde), was bedeutet, dass er praktisch überall eingesetzt werden könnte. Letztendlich ist geplant, eine spezielle Infrastruktur zu bauen, die es Fahrzeugen ermöglicht, mit bis zu 1.200 Kilometern pro Stunde zu fahren.

Durch den Brenner von Berlin nach Palermo

Die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin–Palermo wird sich über eine Länge von 2.200 Kilometern vom Herzen Mitteleuropas bis zur Spitze Siziliens erstrecken und Deutschland, Österreich und Italien durchqueren. Das Projekt ist seit mehr als 20 Jahren in Arbeit und soll schließlich München, Innsbruck, Rom, Neapel und Sizilien verbinden (unter Nutzung der bestehenden Fährverbindungen, die Züge auf die Insel bringen).

Die Strecke wird in mehreren Phasen fertiggestellt. Eines der im Bau befindlichen Teilstücke ist der sizilianische Abschnitt, der 2023 fertiggestellt werden soll. Ein anderer wichtiger Teil der Strecke wird jedoch erst 2032 fertiggestellt – dann soll der riesige, 55 Kilometer lange Brennerbasistunnel zwischen Österreich und Italien eröffnet werden.

TEE 2.0: Der neue Trans-Europa-Express soll größer sein als sein Vorgänger.
Foto: imago images/Martin Bäuml Fotodesign

Ein neuer Trans-Europa-Express

Noch vor wenigen Jahren war ein wiederbelebter Trans-Europa-Express nur der Wunschtraum eines jeden Eisenbahnliebhabers. Aber da eine echte Alternative zum Flugzeug heute mehr denn je gebraucht wird, könnte er ein Comeback erleben. Tatsächlich haben die europäischen Staats- und Regierungschefs eine Absichtserklärung unterzeichnet, um einen TEE 2.0 zu schaffen – die Pläne liegen also schon auf dem Tisch.

Wie das Original wird auch dieses neue Netz direkte, problemlose Reisen zwischen den meisten EU-Mitgliedsstaaten ermöglichen. Darüber hinaus wird der neu gestaltete TEE weitaus größer sein als sein Vorgänger. Da die EU nun auch ehemalige Ostblockländer wie Polen, Ungarn und die Tschechische Republik umfasst, wird er hoffentlich noch größer und besser sein als sein Vorgänger. (red, 29.11.2021)

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