Die Ruhe auf den Salomonen ist durch den Einsatz von mehr als 100 australischen Polizisten und Soldaten seit Freitag wiederhergestellt worden. Doch die Spannungen in dem Inselstaat, der zum Spielball chinesischer Interessen wurde, bleiben weiterhin bestehen.

Auslöser für die Intervention Australiens, an der sich mittlerweile auch Papua-Neuguinea und Fidschi mit jeweils rund 50 Mann beteiligen, waren tagelange Unruhen, bei denen unter anderem das Parlament in der salomonischen Hauptstadt Honiara angegriffen und große Teile von Chinatown niedergebrannt wurden. Dabei kamen auch drei Menschen ums Leben. Dutzende Personen wurden verhaftet.

Zahlreiche Gebäude in Honiaras Chinatown wurden niedergebrannt.
Foto: AFP/Liofasi

Hintergrund der Ausschreitungen ist ein Konflikt zwischen der Zentralregierung der Salomonen und der Provinzregierung der bevölkerungsreichsten Insel Malaita. Ein großer Teil der Demonstranten war von Malaita über die Indispensable Strait nach Guadalcanal gefahren, um an den Protesten teilzunehmen und den Rücktritt von Regierungschef Manasseh Sogavare zu fordern. Die Malaiter fühlen sich seit langer Zeit im Staatsverband wirtschaftlich und politisch marginalisiert.

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Chinesische Expansion

Im Jahr 2019 sorgte die Regierung mit einem handstreichartigen Wechsel in der Außenpolitik für eine Spaltung des Landes. Die Salomonen pflegten eine lange Partnerschaft mit dem demokratischen Taiwan, doch nachdem Peking der Regierung in Honiara Unterstützung in der Höhe von einer halben Milliarden Dollar versprochen hatte, wechselte diese die Seiten und beendete die diplomatischen Beziehungen mit Taipeh. Der Provinzregierungschef von Malaita, Daniel Suidani, machte diese Volte nicht mit und hielt Taiwan die Treue. Der Konflikt führte so weit, dass auf Malaita sogar ein Referendum über die Unabhängigkeit angedacht wurde.

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Australische Soldaten im Gespräch mit Einwohnern in Honiara.
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Die Regierung Malaitas zeigt sich durch das australische Eingreifen irritiert. Die Anwesenheit der Truppen gebe Honiara einen starken moralischen Aufschwung. "Sie sind auf Einladung Sogavares hier – wie können sie neutral sein?", erklärte Celsus Talifilu, der politische Berater Suidanis. Die Malaiter seien die letzten Verbleibenden, die auf den Salomonen für die Demokratie einstehen würden: "Wir dachten, Australien würde unseren Standpunkt teilen."

Australiens Außenministerin Marise Payne sagte am Montag im Parlament in Canberra, man stelle sich nicht auf eine der Seiten und positioniere sich auch nicht in der Frage, welche diplomatischen Beziehungen andere Länder pflegten.

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Freiwilligen-Teams räumen die Straßen Honiaras nach der Gewaltwelle auf.
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Der ehemalige australische Hochkommissar für die Salomonen, James Batley, sieht Peking in der Verantwortung für die Entwicklung. China habe mit seiner Einmischung das Gefüge der Politik auf den Salomonen verzerrt. Der diplomatische Wechsel habe zu den bestehenden Missständen beigetragen, chinesisches Geld die Korruption gefördert, erklärte Batley in einem Interview bei Voice of America.

Das Rote Kreuz warnt, dass nun die Lebensmittel knapp werden könnten. Die Feuer hätten auch viele Geschäfte samt Lagerbeständen zerstört. Finanzminister Harry Kuma beklagte, dass wegen der Ausschreitungen die Nahrungsmittelpreise enorm gestiegen seien. (Michael Vosatka, 29.11.2021)

Einwohner Honiaras stellen sich vor einem Markt an. Die Lebensmittel werden nach den Ausschreitungen knapp.
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Die australischen Einheiten sollen die Ordnung wiederherstellen.
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