Bild nicht mehr verfügbar.

Die steigenden Treibstoff- und Energiepreise führen zu einem weiteren Anstieg der Inflationsrate.

Foto: dpa/Carsten Koall

Wien – Die Inflationsrate für November beträgt laut einer aktuellen Schnellschätzung der Statistik Austria voraussichtlich 4,3 Prozent. Im Oktober lag sie noch bei 3,7 Prozent. Mit 4,3 Prozent sei die Inflation derzeit so hoch wie zuletzt im Mai 1992, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Dienstag. Steigende Treibstoff- und Energiepreise würden weiter zu einem deutlichen Anstieg der Inflationsrate führen.

Details zur Inflationsentwicklung im November wird die Statistik Austria am 17. Dezember veröffentlichen. In Deutschland ist die Inflationsrate im November erstmals seit fast 30 Jahren über fünf Prozent gestiegen. Waren und Dienstleistungen kosteten 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mit. Einen höheren Wert gab es zuletzt wegen des Wiedervereinigungsbooms im Juni 1992 mit 5,8 Prozent.

Inflation im Euroraum stieg auf 4,9 Prozent

Auch die Inflation im Euroraum ist im November aufgrund kräftig gestiegener Energiepreise auf das höchste Niveau seit Beginn der Messung im Jahr 1997 geklettert. Die Teuerungsrate lag bei 4,9 Prozent, teilte das Statistikamt Eurostat nach einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten nur mit 4,5 Prozent gerechnet.

Die Inflation liegt damit mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank, die mittelfristig 2,0 Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft anpeilt. Auch im Oktober ist die Inflation mit 4,1 Prozent deutlich über der Zielmarke gelegen.

Energie war mit 27,4 Prozent der stärkste Preistreiber. Ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel läge die Inflation im November nur bei 2,6 Prozent. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 1,9 Prozent, Industriegüter ohne Energie um 2,4 Prozent. Dienstleistungen kosteten 2,7 Prozent mehr.

Möglicher Höhepunkt erreicht

Volkswirte gehen davon aus, dass der Anstieg der Verbraucherpreise im November den Höhepunkt erreicht hat. Im kommenden Jahr sei mit einem deutlichen Rückgang der Inflation zu rechnen. "Zum einen fällt dann die Anhebung der Mehrwertsteuer in Deutschland Anfang dieses Jahres aus dem Vorjahresvergleich heraus", sagte Experte Christoph Weil von der Commerzbank. Außerdem dürften die Energiepreise in den kommenden Monaten nicht mehr so stark steigen wie in den ersten Monaten 2021.

Allerdings verweisen Analysten darauf, dass sich die Inflation im kommenden Jahr zäher auf einem erhöhten Niveau halten dürfte als bisher erwartet. Nach Weils Einschätzung sollte sich diese Erkenntnis auch in der Europäischen Zentralbank (EZB) durchsetzen, die ihre Inflationsprognose für das kommende Jahr ebenfalls nach oben revidieren dürfte.

Die EZB wird nach Ansicht ihres Vizechefs Luis de Guindos indes auch nach einem Ende ihres Corona-Notprogramms Pepp im kommenden Jahr Anleihenkäufe als Konjunkturstütze nutzen. Die Äußerungen lassen darauf schließen, dass nächstes Jahr trotz der derzeit rasant steigenden Preise nicht mit einer Zinserhöhung zu rechnen ist. Denn das Auslaufen der Anleihenzukäufe gilt als Voraussetzung für eine Zinswende.

Erzeugerpreise steigen in lichte Höhen

Auch die jüngsten Preisentwicklungen vom Oktober deuten nicht auf eine Beruhigung hin. Die Erzeugerpreise des produzierenden Bereichs in Österreich lagen im Oktober um 13,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dies war der höchste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen im Jänner 2000.

Deutliche Preiszuwächse gab es im Oktober bei Energie (31,8 Prozent) und Vorleistungsgütern (15,6 Prozent). Hier waren vorwiegend die starken Preisanstiege im Bereich "Metallerzeugung und -bearbeitung" (plus 34,3 Prozent) verantwortlich. Einen weiteren Preisschub verzeichnete im Oktober 2021 der Bereich chemische Industrie. Die Preise für Konsumgüter verzeichneten einen Zuwachs von 2,3 Prozent. "Milch und Milcherzeugnisse" verteuerten sich um 4,2 Prozent und "haltbar gemachtes Fleisch und Fleischerzeugnisse" um 2,9 Prozent.

Die österreichische Energieagentur rechnet auch bei den Großhandelspreisen für Gas im Dezember mit einem neuen Rekordwert. Der Gaspreisindex (ÖGPI) erhöht demnach sich im Vergleich zum Vormonat November um 17,3 Prozent. Gegenüber Dezember 2020 liegt er um 515 Prozent höher. (APA, red, 30.11.2021)