"Neue berufliche Herausforderung in der Privatwirtschaft": Thomas Prantner, hier am Tag der Generalswahl 2021, verlässt 2022 den ORF.

Foto: APA / Roland Schlager

Wien – ORF-Generalskandidat Thomas Prantner (57), langjähriger Onlinechef und zuletzt Vizedirektor in der ORF-Technik, bestätigt seinen Abschied aus dem ORF nach 26 Jahren in Führungspositionen dort. Er wolle eine noch ungenannte "neue berufliche Herausforderung" annehmen. Prantner wird im September 2022 den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verlassen.

Prantner hatte sich im Sommer für die Funktion des ORF-Generaldirektors beworben. Die Mehrheit im Stiftungsrat erhielt Roland Weißmann, insbesondere dank Unterstützung der ÖVP-nahen Stiftungsräte. Sechs der 35 Stiftungsräte stimmten für den amtierenden ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, fünf für ORF-1-Managerin Lisa Totzauer.

Prantner beantwortete Fragen des STANDARD schriftlich.

STANDARD: Sie verlassen den ORF nach mehr als drei Jahrzehnten – warum das?

Prantner: Ich war 26 Jahre lang in Führungsfunktionen, vom Kommunikationschef und Pressesprecher bis zum Marketingchef, und 2006 hat mich Generaldirektor Alexander Wrabetz als Direktor für Online und neue Medien sogar ins Top-Management des ORF geholt. 2009 haben wir die ORF-TVthek gegründet, und gemeinsam mit meinem Team ist es gelungen, sie zur größten Videoplattform Österreichs zu entwickeln. Nach insgesamt 15 Jahren als Onlinechef habe ich mich nun entschieden, ab Oktober 2022 eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen.

STANDARD: Was haben Sie in Zukunft vor?

Prantner: Es ist naheliegend, dass ich in jenen Bereichen tätig sein werde, in denen ich in den vergangenen Jahrzehnten im ORF viel erreichen konnte: Medienmanagement, Kommunikation, Marketing und Digitalisierung.

STANDARD: Werden Sie möglicherweise in die Politik gehen ?

Prantner: Ich war ja schon einmal in der Politik, nämlich in den 90er-Jahren fast neun Jahre lang als Obmann und Gemeinderat einer unabhängigen Bürgerliste in meiner Heimatgemeinde Hinterbrühl (Niederösterreich). Jetzt werde ich in die Privatwirtschaft gehen.

STANDARD: Ich höre, Sie bleiben noch neun Monate im ORF – stimmt das, und warum diese lange Frist?

Prantner: Ja, das ist richtig. Der neue GD Roland Weißmann und der neue Technische Direktor Harald Kräuter haben mich ersucht, in den verbleibenden neun Monaten bis zu meinem Ausscheiden aus dem ORF als Prokurist in der Technischen Direktion bei der strukturellen, organisatorischen und personellen Neuaufstellung des ORF mitzuwirken und den Transformingprozess aktiv zu begleiten. Ich freue mich, dass ich hier meine Erfahrung und Expertise einbringen kann, und auch so manche Idee aus meinem Bewerbungskonzept für die ORF-GD-Wahl 2021 wird vielleicht einfließen.

STANDARD: Sie haben einige Funktionen auch in ORF-Töchtern und -Beteiligungen, etwa in der APA. Geben Sie die ebenfalls auf und, wenn ja, mit wann?

Prantner: Es ist der Wunsch des designierten Generaldirektors Weißmann, dass ich bis Ende September 2022 im Vorstand der APA und im Aufsichtsrat der ORF On bleibe. (Harald Fidler, 30.11.2021)